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letzte Aktualisierung: 01.12.2001


#403 Verliebte Jungs [Two’s a Crowd]

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Bisher bei Ally McBeal...

Alle Szenen stammen aus 4#02 - 'Pyjama für sechs':
Cindy sitzt bei Ling und Richard.
Cindy: Eigentlich bin ich ein Mann!
Ling und Richard besprühen sie mit einem Teenebel aus ihren Mündern.

Später macht sich Mark in der Unisex-Toilette an Cindy ran.
Mark: Ich weiß, ich dürfte Sie nicht anmachen, aber Sie sind so süß und... wie soll ich sagen? Ich bin ein Mann.

Richard erläutert Cindy seinen moralischen Konflikt.
Richard: Ich habe Ihnen mein Wort gegeben, daß ich nichts sage, und daran halte ich mich. Aber Mark ist ein Freund. Es fällt mir schwer zuzusehen, wie er verletzt wird.
Cindy: Was macht Sie so sicher, daß er verletzt wird?

In der Bar. Cindy und Mark tanzen eng umschlungen.
Mark: Ehrlich gesagt mag ich Frauen, die geheimnisvoll sind.
Cindy: Du wirst mich lieben.

Und jetzt geht's weiter...

Zur Skyline von Boston an einem sonnigen Tag, werden Allys Gedanken hörbar gemacht.
Alles fing mit seinem Lächeln an. Ich habe gehört, dass die meisten Schwierigkeiten ursprünglich auf ein Lächeln zurückzuführen sind.
Die Kamerafahrt ist nun in Allys Büro angelangt. Ally steht und beugt sich gerade über ein Dokument auf ihrem Schreibtisch. Ihr gegenüber sitzt Michael, ein älterer Herr, der mit seinem Lächeln Zufriedenheit ausstrahlt.
Ally: So, jetzt müssen Sie noch hier unterschreiben... [Sie tauscht einen Blick mit dem immer lächelnden Michael aus.] ...und hier.
Wir waren gerade dabei, einen außergerichtlichen Vergleich zu besiegeln, und er schien richtig glücklich zu sein...
Michael: [greift nach dem Stift] Darf ich?
Ally: Oh! [Sie gibt Michael den Stift.]
...was für einen Anwalt ungewöhnlich ist...
Michael: Danke. [Sein Lächeln in Großaufnahme vermag Allys Faszination zu erklären.]
...wenn nicht sogar gesetzwidrig!
Ally: Darf ich Sie etwas fragen?
Michael: Natürlich! [Er steht auf und übergibt Ally die Akte mit den unterschriebenen Dokumenten.]
Ally: Sie haben ein unwahrscheinlich lebensbejahendes Lächeln. Entweder haben Sie den Krebs besiegt oder Sie haben nie geheiratet.
Michael: Na ja, ich-ich hab' geheiratet, aber sie ist gestorben.
Ally: Ohoh.
Michael: An Krebs.
Ally: [kann ihm nicht mehr in die Augen schauen] Es tut mir furchtbar Leid.
Michael: Nein, schon gut. Aber ich nehme das Kompliment über mein Lächeln gern an.
Ally: Und wie schaffen Sie das? Ganz ehrlich!
Michael: Was denn?
Ally: Auf diese Art zu lächeln, so echt, so... als wüssten Sie, dass alles gut wird.
Michael: Nun, ich schließe die Augen und ich sage laut zu mir selbst, aber mit sehr leiser Stimme [Demonstrativ schließt er die Augen und seine Stimme wird immer leiser.] : Ich weiß, alles wird gut werden.
Ich weiß nicht genau warum, aber ich wollte etwas von dem, was er zu geben hatte. Und dann passierte es.
Michael hält Ally den Stift wieder hin. Sie nimmt ihn.
Ally: Oh.
Michael: Würden Sie gern essen gehen?
Ally: Sicher.
Ich hatte meine erste Verabredung mit einem alten Mann!

Intro

nihil, 02.10.2001

Ein trüber Bostoner Herbstnachmittag. Ally läuft durch eine Straße, die man hierzulande wohl als "Fußgängerzone" bezeichnen würde, von Geschäften gesäumt, mit shoppenden Passanten übersäte Bürgersteige. Sie ist in Gedanken versunken.
Es heißt, dass eine Frau nach einer Trennung mit jedem Mann ausgeht. Es heißt auch, dass Männer das spüren.
Ally rempelt einen schmächtigen, bebrillten Kerl mit blau gemusterter Fleece-Jacke und einer unsäglichen Polarmütze an.
Ally: [ohne sich umzudrehen] 'Tschuldigung. [Sie geht weiter.]
Kerl: [bezaubert lächelnd] Schon gut. [Er folgt ihr.] Wo-wo-wollen Sie vielleicht ins Kino gehen?
Als Ally nicht antwortet, lässt er nach einer Weile locker. Ally hängt schon wieder ihren Gedanken nach.
Ich bin Anfang 30, da ist es eigentlich nicht ungewöhnlich, mit einem Mann Mitte 50 auszugehen. Was mich irritierte, war diese innere Stimme, die sagte, dass daraus etwas Ernsthaftes werden könnte. Diese innere Stimme, die immerzu schrie: Kauf dir ein neues Kleid!

In Lings Büro. Ling sitzt an ihrem Schreibtisch einer neuen Mandantin gegenüber, Wanda Spickett - Mitte 40, schulterlanges braunes Haar, himmelblaue Bluse, nicht besonders attraktiv.

[Kommentar von nihil: Um es mit Richards Worten zu sagen: Wuchtbrumme :-)]

Ling: Wie soll sie die Trennung verursacht haben?
Wanda: Sie gab mir Ratschläge, die zur Trennung führten. Ich habe alles, was sie gesagt hat, befolgt, und das Ergebnis davon war, dass mein Mann mich verlassen hat.
Nelle kommt herein.
Ling: Nelle, das ist Wanda Spickett. Sie verklagt diese Ärztin...
Wanda: [aufgebracht] Ach, Ärztin! Ich bezweifle, dass die eine richtige Ärztin ist. Diese Frau hat überhaupt kein Recht, Leuten Ratschläge zu geben, wie sie ihre Ehe retten können!
Nelle: Äh, Moment mal... Sie haben an ihrem Seminar teilgenommen. [Sie setzt sich neben Wanda.]
Wanda: Es ist mehr ein Workshop gewesen. Er heißt "Wie Sie Ihren Mann zufrieden stellen". Sie hält ihn jeden Monat ab. Morgen fängt wieder einer an. Ich hätte Lust, dort aufzutauchen und den Teilnehmerinnen zu sagen, was für eine Betrügerin sie ist!
Nelle: Ich verstehe. Und dem Rat dieser Ärztin sind Sie gefolgt?
Wanda: Ich habe getan, was sie gesagt hat. Mein Mann hat mich wie Giftmüll fallen lassen!
Ling: Was hatte sie Ihnen geraten?
Wanda: Na ja... im Wesentlichen, dass ich als Frau Opfer bringen müsse. Wissen Sie, wir sollen unterwürfig sein, so wie die Baptisten. [Lings und Nelles Blick zeigen, dass sie Wandas Entrüstung teilen.] Wenn er von der Arbeit kommt, sollen wir ihn an der Tür begrüßen, mit Hausschuhen, einem Drei-Gänge-Menü... und Fellatio. [Sie lacht hämisch.] Fellatio, ha! Wissen Sie, was mein Mann meinte? Er sagte, oralen Sex von mir zu bekommen wäre so, wie auf einem Drahtseil zu laufen: In beiden Fällen sollte man nicht nach unten sehen.
Nelle: [angeekelt] Stop!
Wanda: Diese Frau ist keine Ärztin...
Nelle: Stop!
Wanda: [auf Nelle zeigend] Ich finde, dass Sie...
Nelle: Stop!
Ling: Sind Sie sicher, er hat Sie nicht nur verlassen, weil Sie unattraktiv sind?
Wanda: [starrt Ling einen Moment lang fassungslos an] Es lag an dem blödsinnigen Ratschlag, den ich von diesem Guru-Weib bekommen hab! Ich - will - sie - verklagen!
Ling und Nelle schicken sich einen ratlosen Blick, dann lächelt Ling Wanda zuckersüß an.

In Allys Büro. Mit einem Stapel Akten in der Hand tritt Ally ein. Richard folgt ihr und schließt die Tür hinter sich.
Richard: Ally, wie lange kennst du mich - sieben, acht Jahre?
Ally: Äh-äh, so ungefähr.
Richard: Hast du in dieser Zeit jemals erlebt, dass ich in einem moralischen Konflikt stecke?
Ally: Noch nie.
Richard: Dann wirst du auch verstehen, dass ich jetzt deine Hilfe brauche.
Ally: Wa-wa-wa-wa-was für einen Konflikt meinst du?
Richard: Tja... Mark. Ich hab' Mark gern, wie du bestimmt auch. I-i-ich möchte, dass er glücklich ist. Er geht seit kurzem mit einer Frau aus. Sie hat sehr viele schöne Attribute, aber eins davon ist ein Penis. [Er seufzt. Ally, die bis hierher in ihren Akten herumgestöbert hat, hält geschockt inne. Richard schaut sie an.] Ally? Hörst du mich?
Ally: [steif] Hast du gerade gesagt, sie hat einen Penis?
Richard: Ja, das... aber das ist nicht mein-mein Problem, allerdings sicherlich seins. Mein Konflikt ist der: Soll ich was sagen? Sieh mal, ich-ich-ich hab' das bei einem vertraulichen Gespräch erfahren, und obwohl... obwohl die anderen Anwälte auch Vertrauenspersonen sind, hat sie mir verboten, es ihm zu sagen. Und jetzt hat er sich in sie verliebt, das-das kann ich sehen. Habe ich da nicht eine Pflicht? Soll ich ihm nicht einen Zettel zustecken, "Mayday" oder sowas Ähnliches?
Ally: [immer noch völlig baff] Die Frau, mit der Mark ausgeht, hat einen Penis?!
Richard: Ja. So geht es nicht.

[Kommentar von nihil: Ein bisschen lahme Übersetzung für ein entrüstets "It's not right!" im Original.]

Boston by night. Ally denkt wieder.
Normalerweise sollte man meinen, Mark Albert hätte von uns allen das größte Problem, auch wenn er ES noch gar nicht entdeckt hat. Aber im Moment ist nichts normal.
In einem Restaurant. Ally sitzt in einem türkisfarbenen Rollkragenpulli alleine an einem Zweiertisch und wartet auf Michael. Statt diesem führt ein Kellner jedoch einen jungen, gut aussehenden Mann an ihren Tisch.
junger Mann: Ähm... das muss ein Irrtum sein.
Kellner: Hm. Das ist aber Ihr Tisch, Sir. [Er zeigt ihm die Reservierung.] [Ally kann es nicht fassen: Es ist immer das Gleiche: Kaum hat man einen Mann kennen gelernt, kommen sie alle angekrochen. Der Typ sieht einfach toll aus! Und ich bin verabredet und kann ihn nicht haben.] Wir haben noch einen Tisch weiter hinten - wenn Sie mir folgen wollen? [Er geht vor.]
junger Mann: [zu Ally] Entschuldigen Sie, bitte.
Ally: [lächelt] Macht nichts. [Aber in ihrem Inneren sieht es nicht so fröhlichlockerleicht aus.]
Das hat man davon, wenn man mit einem älteren Mann ausgeht: Den ganzen Tag laufen einem junge, gut aussehende Typen über den Weg. Allys Zunge rollt sich aus ihrem Mund und klatscht als riesiger rosa Fleischklumpen schwer auf den kleinen Tisch, dass das Besteck wegfliegt.
Michael trifft ein.
Michael: Ally! Tut mir Leid, dass Sie warten mussten. [Er setzt sich.]
Ally: Nicht so wild.
Michael: Ich war im Gericht bei Richter Swackheim, der uns mit Ordnungsgeld gedroht hat, wenn wir unsere Unterlagen nicht vor Prozessbeginn fertig haben. Es ist ein unbezahlter Umweltschutzprozess und ganz schön ermüdend.
Ally: Sie vertreten die Umwelt vor Gericht?
Michael: Witzig. Es ist für eine gemeinnützige Organisation. Ich liebe nunmal saubere Luft. [Ally ist fasziniert: Ich wollte schon immer mal einen Mann kennen lernen, dem Geld nicht alles bedeutet...] Könnten wir bitte eine Flasche Crystal bekommen?
Kellner: Sofort, Sir.
...der aber eine Menge davon hat!

Nach einer kurzen Überblendung befinden wir uns mitten beim Essen. Ally rekapituliert.
Ehrlich gesagt war das Gespräch am Anfang etwas mühselig. Wir gingen beide gern ins Kino - aber nicht in die gleichen Filme. Wir mochten beide Sport - aber nicht die gleichen Sportarten. Wir fürchteten beide George Bush - aber nicht den gleichen. Erst ganz am Ende des Essens entdeckten wir, dass wir doch ein gemeinsames Interesse hatten. Etwas, wofür wir beide leidenschaftlich schwärmten. Etwas, das das Leben eines Menschen nachhaltig verändern kann: Disco-Musik!
Ein kurzer Schnitt und schon tummeln sich Ally und Michael tanzend in der Bar, wo Renée gerade "I Like The Nightlife" zum besten gibt.
In den 70er Jahren war die Disco eine Möglichkeit, Frauen kennen zu lernen. Für ein kleines Mädchen, das noch kein Teenager war, waren Disco-Klamotten wie geschaffen für Halloween-Kostüme.
Ebenfalls auf der Tanzfläche befinden sich Mark mit Cindy und John mit Elaine. Letztere wird von Nelle angesprochen.
Nelle: Elaine, kann ich dich kurz entführen? Es ist wichtig.
Elaine: Okay. [Sie geht mit.]
John tanzt in seiner unnachahmlichen Art alleine weiter - und vertreibt so erst einmal ein tanzendes Pärchen, dass sich von Johns Stil scheinbar veralbert fühlt. Währenddessen haben sich Nelle und Elaine an der Bar niedergelassen, wo Nelle von Wanda Spicketts Fall erzählt.
Nelle: Und, äh, wir-wir verklagen diese Frau, weil sie die Trennung verursacht hat.
Elaine: Das hört sich nach einem schwierigen Fall an.
Nelle: Ja, das ist es auch. Ganz zufällig fängt sie gerade wieder mit so einem Workshop an, ab morgen, und... ich möchte, dass du dich anmeldest.
Elaine: Was?
Nelle: Wir müssen etwas genauer wissen, worum es in diesen Seminaren geht, was sie dort lehrt.
Elaine: Melde du dich doch an!
Nelle: Elaine, wenn ich sage, es würde mir schwer fallen, einen Mann zu halten... meinst du nicht, dass sie dann misstrauisch würde? [Elaines Blick spricht Bände.] Lass es mich anders formulieren: Ich bin die Anwältin, ich kann nicht auch noch als Zeugin auftreten. [Elaine antwortet nicht.] Du sollst doch nur hingehen, zuhören und dir vielleicht Notizen machen. action{Elaine sagt immer noch nichts. Nelle ringt sich das letzte Hilfsmittel mit.} Bit-te!
Elaine: Also gut.
Nelle: [genervt] Danke. [Sie dreht sich weg und rollt mit den Augen. Sie sieht, wie auf der Tanzfläche Ally und Michael immer noch ihren Spaß haben.] Wer ist der alte Knacker da bei Ally?

Später, draußen auf dem nächtlichen Bürgersteig. Ally und Michael unterhalten sich angeregt. Was Ally aber nicht davon abhält, sich weitere Gedanken zu machen.
Es fing mit Disco-Musik an, aber im weiteren Verlauf des Abends konnten wir auf einmal über alles reden. Langsam glaubte ich wirklich, dass eine 30-jährige Frau mehr mit einem 50-jährigen Mann gemeinsam hat als mit Männern ihres Alters. Allerdings kam es mir immer noch so vor, als wenn überall gut gebaute Männer herum liefen.
Zwei knackige Businessmen mit Anzug und Aktenkoffer kreuzen ihren Weg, dann ein Kerl mit offener Jacke und schulterlangen Haaren.
Aber wahrscheinlich habe ich mir das nur eingebildet.
Michael: Erst vor einem Jahr habe ich wieder angefangen, mich zu verabreden.
Ally: Nach neun Jahren als Single?
Michael: Na ja, die Kinder sind erst seit fünf Jahren aus dem Haus. [Eigentlich hört Ally überhaupt nicht zu: Viel zu sehr ist sie damit beschäftigt, die ganzen scharfen Kerle in roten Sporttrikots, knapper Tennisbekleidung usw. zu begutachten, die ihnen mittlerweile haufenweise entgegenkommen.] Außerdem: Wissen Sie, wie fürchterlich solche Verabredungen sein können?
Ally: [fahrig] Äh, nein, erzählen Sie's mir.
Ein Rollschuhfahrer oben ohne... Ein Bodybuilder im Muskelshirt...
Michael: Und vor allem mühsam: Wenn man jünger ist, dann ist man am Abend noch voller Energie. Wenn man älter wird und müde...
Ein gebräunter Biker mit enger, halb offener Lederjacke...
Ally: Älter sein hat auch seine Vorteile, wenn Sie mich fragen: Die jungen Kerle, die... ääähm... [Ein blonder Surfer in Badeshorts - natürlich MIT Surfbrett unterm Arm...] ...wollen immer bloß eines.
Michael: Also, wissen Sie, als Mann, der auch mal jung war, kränkt mich das.

Dude, 30.10.2001

Ally geht immer noch mit Michael die Straße entlang.
Ally: Komisch, ich muss immer an Ihr Lächeln denken! Ich weiß nicht, warum mich ein Lächeln so fasziniert. [Vielleicht, weil ich nicht mehr weiß, wie es geht.]
Michael: Tja... wissen Sie, die meisten Anwälte hassen das, was sie tun, Ally. Und... im allgemeinen identifizieren sie sich mit ihrem Beruf. Das führt dann dazu, dass sie sich irgendwann auch selbst hassen. Wenn ich morgens aufstehe, achte ich auf das, was ich esse. Und ich achte auf das, was ich tue.
Ally: Es war ein in fast jeder Beziehung perfekter Herbstabend. Ich hätte mir denken können, dass das dicke Ende noch kommen musste.

In der Bar. Vonda sitzt auf einem Barhocker und trällert "This Boy" von den Beatles, während Cindy und Mark eng umschlungen tanzen.
That boy isn't good for you
Ally: Da wir gerade davon sprechen...
Cindy: Mark?
Mark: Ja?
Oh, and this boy won't be happy
Cindy: Ich... du bist so ein lieber Kerl. Ich möchte, dass du das weißt.
Till he's seen you cry
Mark: Du klingst so ängstlich!
Cindy: Nein, bloß ein bisschen beunruhigt. Ich hatte einige Beziehungen, die sehr abrupt endeten.
Mark: Ich hab' nicht vor zu verschwinden.
Cindy: Versprochen?
Mark: Versprochen!
Vonda: Oh, and this boy would be happy
Just to love you, but oh my
In der Zwischenzeit kriegt Richard an einem Tisch weiter abseits den Mund nicht mehr zu.
Ling: Richard!
Richard: Es geht so nicht!
Ling: Du wirst schön brav den Mund halten!
Und damit das auch wirklich gewährleistet ist, stopft sie ihm gnadenlos eine Serviette in den Mund.
/music That boy won't be happy
Until he's seen you cry

Auf Allys Bett. Es findet wieder eine berühmt berüchtigte Pyjamaparty statt und alle sind da. Also alle Mädels der Kanzlei + Renée.
Renée: Hast du keine Angst, er bekommt einen Herzinfarkt?
Ally: Er ist gut in Form, Renée. Mitte 50 ist noch nicht sehr alt.
Renée: Ist das dein Ernst? Er ist ein Fossil!
Ling kommt aus der Küche mit einem großen Becher Kaffee in der Hand.
Ling: Ich mag ältere Männer! Erst wenn ihre Hormonlanze gebrochen ist, kann man mit ihnen ein Gespräch führen. Er ist doch nicht dick, oder?
Elaine: So ein alter Typ hatte mal im Bett auf mir einen Herzinfarkt. Das war furchtbar! Ich dachte, ich wäre gut gewesen! Wer konnte ahnen, dass er stirbt.
Nelle: Könnt ihr euch vorstellen, so zu sterben? Nackt - dein Teil hängt rum - ganz schlaff - igitt!!! [Sie schaut angewidert.]
Ally: Er ist kerngesund. Und übrigens habe ich ihn noch nicht mal geküsst. Und... also ich denke, diese Pyjamaparties haben mich genug aufgemuntert. Wir müssen sie nicht mehr jede Woche abhalten.
Elaine: Ich muss sowieso los. Mein Kurs fängt heute an: "Wie stell' ich einen Mann zufrieden!" Übrigens zur ersten Stunde kann man Gäste mitbringen... [zu Nelle] ...also wenn du auch kommen willst!
Ally: W-w-w-was ist das für ein Kurs?
Nelle: [angenervt] Ach, es ist wegen einer Mandantin. Eine angebliche Ärztin hält einen Kurs darüber ab, wie dein Mann glücklich bleibt.
Renée: [spitzzüngig] Wie wär's mit "Wie bleibt ein Mann!", weiter nichts?
Ling: Das betrifft dich wohl selbst.
Renée: Hmmm, stimmt ja. Du hast deinen Richard. Erzähl mal, Ling. Wie hältst du ihn fest?
Ling: Ich habe meine Geheimnisse. Vielen Dank!
Renée: Ich bitte dich!
Ling: Doch, das stimmt.
Nelle: Oh bitte, erzähl's uns, Ling!!! Bitte, gib uns...
Und die ganze Hexenmeute stimmt mit ein: Bittet, kichert und fleht Tante Ling an, doch aus ihrem Nähkästchen zu plaudern.
Ling: Na ja, es gibt keine Grundregeln, deswegen habe ich auch Schwierigkeiten mit dieser Ärztin und ihren Seminaren. Jeder Mann steht auf was Anderes. Bei Richard muss... [Sie sieht sich die sehnsationslustigen Gesichter an.] ...ich werd's euch nicht sagen.
Hexenmeute: Och, komm schon Ling!
Ally: Du musst es uns sagen.

[Kommentar von Sibo: Schon komisch, die Mädels mal vollkommen einig zu sehen.]

Elaine ist mittlerweile näher an Ally rangekuschelt und Nelle hat quasi Hautkontakt mit Renée.

[Kommentar von Sibo: Neugierde verbindet halt!]

Ling: Das bleibt unter uns. Das verlässt nie diesen Raum!
Ally: Okay.
Ling: Ich schneide... kleine Stückchen Klebeband... ich klebe 100-Dollar-Scheine auf meinen Intimbereich und trage sie den ganzen Tag. Nachts steige ich ins Bett, ich bin schön, ich bin nackt und dufte nach viel Geld. Das macht ihn ganz wild.
Nelle: Oh, wow!

[Kommentar von Sibo: *hihihihi* Das hätte jetzt auch Richard sagen können.]

In der Lobby. Richard kommt aus dem Aufzug und stößt auf Mark.
Richard: [etwas außer Atem] Mark! Hey! Na, wie geht's?
Mark: Bestens.
Richard: Gut. Und... du und Cindy? Läuft da zwischen euch auch alles gut?
Mark: Richard, warum hast du so ein starkes Interesse an meiner Beziehung zu Cindy?
Richard: Na ja, Mark, um ganz ehrlich zu sein, du weißt ja, dabei ist mir nie ganz wohl, Cindy...
Mark: Du willst sie wohl für dich haben. [Bei diesem Gedanken bekommt Richard aber erst einmal einen kräftigen Hustenanfall.] Richard! [Er klopft Richard auf den Rücken.]
Richard: Schon vorbei, schon gut, schon gut! Es war nur der Gedanke daran, etwas in die falsche Kehle zu bekommen. Die Sache ist die, ich-ich fühle mich... durch mich bist du Cindy begegnet und, na ja, als Amor war es mein Pfeil... [Richards Zeigefinger macht eine Pfeilgeste, die für Richard (und alle anderen) zweideutig ist. Für Mark allerdings nicht!] ...sozusagen, der... [Richard flüstert.] Mark, Cindy hat einen Pfeil!
Mark: Wovon redest du da bloß?
Ally kommt vorbei.
Richard: Ally, warte! [Zu Mark.] Entschuldige! [Er huscht zu Ally ins Büro.]

In Allys Büro.
Richard: Hast du dir über meinen Konflikt Gedanken gemacht?
Ally erschrickt, da sie Richard nicht hinter sich vermutet hat, und fährt herum.
Ally: [schnauft noch einmal tief durch] Du darfst es ihm nicht sagen.
Richard: Was??? Ally, er wird sich in sie verlieben!
Ally: Vielleicht macht es ihm gar nicht so viel aus! Männer können viel mehr akzeptieren, als du denkst, wenn es um Frauen geht, die sie lieben.
Richard: Kennst du einen, der einen Penis akzeptieren würde?
Ally: Äääh, Richard...
Richard: Na jaaa... [Er versucht sich im Verstehen, als er sieht, dass John an der Türe vorübergeht.] John, John! John, i-i-ich hätte gerne deine Meinung!
Ally: RICHARD!!!!
Richard: Nein-nein-nein-nein-nein! Bisher hab' ich nur Frauen gefragt, jetzt will ich mich mal mit einem Mann beraten! John, das ist streng geheim, du darfst es nicht weiter sagen. Aber ich brauche deinen Rat, weil diese Sache, diese Sache hätte mir gestern Nacht beinahe den Schlaf geraubt.
Ally: Richard!!!
Richard: Nein! ... Cindy... du hast sie gesehen, oder?
John: Ganz bezaubernd.
Richard: Also, Cindy hat ein Geheimnis, das ich kenne, aber Mark nicht. Die Frage ist: Soll ich's ihm erzählen?
John: Ist es wesentlich?
Richard: Ungemein! Sie hat einen Penis.
John will erst verständnisvoll nicken, bis ihm aufgegangen ist, was Richard soeben gesagt hat. Ihm bleibt bloß noch ein befremdliches Schauen und ein Stirnrunzeln! Und... ein Nasepfeifen, das aber recht kläglich ausfällt.

Ally geht die Straße entlang, um sich dann mit Michael zu treffen. Sie ist in Gedanken versunken und starrt auf den Gehsteig vor sich, ohne die Leute zu beachten.
Alle Männer haben eine Abneigung gegen Homosexuelle. Die Schlimmsten betrachten schwul sein als Krankheit. Die Aufgeklärten nicht. Sonst müssten sie ja Angst haben, sich anzustecken.
Prompt stößt sie mit einem netten jungen Herren zusammen. Es ist jener junge Mann, den sie schon im Restaurant neulich kennen gelernt hat.
junger Mann: Oh, Verzeihung!
Ally: O-ho-ho-ho-hooooohhh! [Ally kichert.] Nein-nein-nein. Das war meine Schuld, ich-ich-hab' mal wieder... [Sie macht eine Handbewegung und zeigt, wie sie mit dem Kopf nur auf den Bürgersteig geschaut hat.]
junger Mann: Haben Sie gestern Abend nicht an meinem Tisch gesessen?
Ally: Ach-ach so, dann haben Sie den Tisch reserviert? [Sehnsüchtig: Warum haben Sie sich dann nicht hingesetzt?!]
junger Mann: Da muss es wohl eine Verwechslung gegeben haben. Gehen Sie heute wieder dort essen?
Ally: Äh, nein, äh, nein-nein-nein. Ich-ich-ich ähm-ähm-ähm ich muss jetzt da oben rauf in ein Büro. [Sie deutet auf das Gebäude neben sich.]
junger Mann: Es war sehr nett, Sie wieder zu sehen.
Ally: Fand ich auch... tja...
junger Mann: Entschuldigen Sie bitte... Verzeihung, ähm, ich-ich ich glaube an Schicksal. Und das Schicksal in Verbindung mit dem Fehlen eines Eherings an Ihrem Finger. Würden Sie gern mit mir essen gehen?
Ally: Eines würde ich nie tun: Mit mehreren Männern gleichzeitig ausgehen!
Ally: Ja, furchtbar gern!
junger Mann: Ich bin Jonathan.
Ally: Ally... äh... McBeal. Äh, ich arbeite bei Cage & Fish, dort können Sie mich anrufen.
Jonathan: Eine Anwältin? Toll...!
Ally: Warum? Haben Sie etwas gegen Anwälte?
Jonathan: Äh, jede Menge. Ich bin einer.
Ally: Aaahhh... Vielleicht können wir diesen negativen ersten Eindruck beim Abendessen überwinden?
Jonathan: Ja.
Sie trennen sich. Ally wirft ihm aber noch einen langen Blick zu, als sie die Glastüre des Bürogebäudes hinter sich zuzieht.

Sibo, 01.10.2001

Im Restaurant. Ally und Michael sitzen an einem Tisch. Er redet. Aber Ally ist gedanklich abwesend.
Das ganze Mittagsessen über tat ich so, als würde ich Michael zuhören, während ich in Wirklichkeit an Johnathan dachte. Ich habe eine sehr merkwürdige Angewohnheit: Immer wenn ich an Sex denke, wische ich mir die Lippen besonders häufig ab.
Sie tut es.
Vielleicht weil ich immer so... schmutzige Gedanken habe? Ehrlich gesagt war ich trotzdem noch an Michael interessiert. Mir gefielen sie beide. Hoffentlich erzählt er gerade etwas, wozu mein Lächeln passt!? Ach, Männer versuchen immer, bei einem Date witzig zu sein. Also lache ich alle zwei Minuten ein wenig - zur Sicherheit. Ich habe immer noch den Geruch von Jonathan in der Nase.
Michael: [mit ernster Miene, kratzt sich aus Verlegenheit die Hände] ...also verabschiedete sie sich von der Familie und ging einfach von uns.
Ally: [lächelt] Hihihmmm... das ist süß...
Michael schaut sie befremdet an.

Bei Dr. Groupers Kurs. Viele Teilnehmerinnen sitzen in einem Raum. An der Wand steht das Motto: "How to Satisfy a Man". Shirley Grouper steht am Podium. Im Publikum sitzen Nelle, Ling und Elaine.
Shirley: Mit den Männern ist das so: Am Anfang des Lebens werden sie von ihren Müttern verhätschelt. Als kleine Jungen werden sie verwöhnt, und nach diesem Verwöhntwerden sehnen sie sich ihr Leben lang, auch noch als Erwachsene.
Die Drei flüstern, während Dr. Grouper weiter doziert.
Nelle: [ironisch und leicht genervt] Sollten wir das nicht aufschreiben?
Ling: [klappt den Kragen ihrer Bluse ein wenig zur Seite] Ich schneide alles mit.
Elaine: Schscht!
Shirley: Wir reden immer von den Vorschritten, die wir als Frauen gemacht haben. Auf die Arbeitswelt trifft das möglicherweise zu. Aber zuhause hatten wir noch nie eine so hohe Versagerquote! [Einige Frauen nicken. Nelle überfliegt lustlos eine Kurs-Broschüre.] Das liegt daran, dass Frauen heutzutage Karriere machen wollen, und auch die Frauen, die nicht arbeiten, wollen ihre Selbstständigkeit. Was der Mann zuhause aber sucht, ist liebevolle Unterstützung. [Musik setzt ein.] Männer werden von ihren Konkurrenten niedergemacht, von ihren Vorgesetzten. Von ihren Kollegen! Sie haben Wunden. Innerlich und äußerlich. [Schließlich fängt sie an zu singen.]
When he opens the door says I'm home
Be aware of the look in his eyes
They tell you the mood he's in
Nelle und Ling schauen sich ungläubig an. Elaine guckt eher aufgeschlossen.
What kind of day it's been
For the love of him
Make it your reason for living
Give all the love you can give him
All the love you can
Elaine und einige andere Frauen swingen im Takt mit.
There'll be little things he forgets to do
Have you told him today I love you
Shirley kommt während des Singens zu Nelle und animiert sie zum Mitmachen.
When he reaches out be there
Show him that someone cares
Nelle: Ich halt' das nicht mehr aus.
Nelle steht auf. Ling ebenfalls. Sie zieht Elaine vom Stuhl, die begeistert mitgeschunkelt hat.
Elaine: [zu Shirley] Danke. Danke!
For the love of him
Make it your reason for living
Give all the love you can give him
All the love you can
For the times when he won't say a word
And you wonder if there's something you said
The gentle touch of your hand
Tell him you understand
For the love of him
Make it your reason for living
Give all the love you can give him
All the love you can
He's a man and a man have to try
Let him run, let him fall, let him cry
His world won't fall apart
If you take him into your arms
For the love of him
Make it your reason for living
Give all the love you can give him
All the love you can

In der Unisex-Toilette. Cindy wäscht sich die Hände. Die Stimmen von Ally und Renée sind zu hören.
Renée: Dann... gehst du eben mit zwei Männern gleichzeitig aus. Vielleicht... machen sie das ja auch.
Man hört zwei Toilettenspülungen.
Ally: Na ja, ich hab' nur Michael vorher gesagt, dass ich mit keinem anderen zusammen bin!
Sie kommen aus ihren Kabinen und gehen zum Spiegel. Cindy malt sich die Lippen an.
Renée: Na und? Wer ist schon ehrlich, wenn er sich verabredet?
Ally: Meinst du?
Renée: Das ist doch klar! Du schminkst dich sorgfältiger, damit man nicht sieht, wie du wirklich aussiehst. Du lachst über die Witze des anderen, auch wenn du sie nicht witzig findest... Bei einer Verabredung geht es darum, die Person darzustellen, die der andere deiner Meinung nach sehen will. Keine Frau lässt einen Mann wissen, wer und was sie wirklich ist. [Sie wendet sich Cindy zu.] Irre ich mich?
Cindy: [etwas nervös] Nein, vermutlich nicht.
Renée: [zu Ally] Erzählst du einem Mann gleich beim ersten Date die Wahrheit, dann kommt es nie zu einem zweiten Date. Manchmal habe ich den Typen erzählt... [Sie feixt.] ...ich wär' noch Jungfrau! Ich sag' dir, das glauben sie, weil sie's glauben wollen. Manchmal hab' ich auch erzählt, ich hätte noch nie im Leben eine Zuckerstange von nahem gesehen! [Sie wendet sich wieder Cindy zu.] Schon mal versucht?
Cindy: Das ist ausgesprochen witzig! Also wissen es inzwischen alle! [Sie stürmt aus der Toilette.]
Renée: [völlig überrascht] Was hat sie plötzlich?
Ally: Ei-einen Augenblick. [Sie geht Cindy nach.]
Renée: Was hab' ich denn gesagt?
Ally läuft hinter Cindy her und rempelt dabei jemanden fast um.
Ally: Äh, Cindy? K-k-kann ich Sie einen Augenblick sprechen?
Cindy: Nein, danke sehr! Ich bin nicht interes...
Ally: Es-es-es wissen wirklich nicht ALLE. Meine Freundin hat keine Ahnung, sie hat das bloß so gesagt.
Cindy: Aber Sie wissen es offenbar.
Ally: Äh... ja. Aber auch nur deswegen, weil immer alle mit ihren Problemen zu mir kommen, denn i-i-ich habe ein... Gewissen. Kann ich mit Ihnen unter vier Augen sprechen, okay? [Sie deutet auf ihr Büro.]

Ally zieht Cindy in ihr Büro und schließt die Tür.
Ally: Richard hat es mir gesagt, weil er... äh...
Cindy: Das finde ich unmöglich! Er hat gar keinen Anstand.
Ally: Ja genau! Deshalb wird er mit einem moralischen Problem nie zurechtkommen. Richard Fish glaubt, Charakterstärke hat was mit Wäsche zu tun. Er war völlig außerstande, damit fertig zu werden und deshalb wollen er meinen Rat.
Cindy: Und was haben Sie ihm gesagt?
Ally: Dass... er kein Recht hat, es Mark zu sagen. Aber ich finde, Sie sollten es tun.
Cindy: Es interessiert mich nicht, was SIE finden, Miss McBeal! [Sie wendet sich zum Gehen.] Und verzeihen Sie mir, aber die Meinung anderer hat in meinem Leben noch nie große Bedeutung gehabt.
Ally: [eindringlich] Er ist in Sie verliebt!
Cindy: [dreht sich um] Hat er Ihnen das gesagt?
Ally: Das war nicht nötig, man kann es sehen.
Cindy schaut nachdenklich und hoffnungsvoll.

Ally und Elaine unterhalten sich im Hauptraum der Kanzlei.
Elaine: Es ist kein gutes Zeichen, dass er mit dir nochmal in dasselbe Restaurant geht.
Ally: Es ist in seinem Bürogebäude. Ich glaube, er will ein wenig mit mir angeben. Ein gutes Zeichen!
Elaine: Und was ist mit Jonathan?
Ally: Drinks Mittwoch Abend. Also halt' mir Donnerstag Morgen frei... [Bedeutungsschwanger.] ...es könnte länger gehen...
Elaine: Ally, wach auf, heute ist Mittwoch!
Ally: Was!?
Elaine: Aber sicher, schon seit heute früh.
Ally: Heute ist... o-oh Gott!
Elaine: Du bist doppelt gebucht! [Freudig erregt.] Ach, wie spannend!
Ally: Ich kann nicht beim ersten Date absagen!
Elaine: Ja, aber du kannst dem anderen nicht 'ne halbe Stunde davor 'ne Abfuhr erteilen. [Sie zeigt mit dem Finger auf sie und grinst.] Du bist geliefert! Ist das spannend.
Ally: Moment mal! Möglicherweise schaffe ich ja beide: Das Essen dauert nur bis 8 und um 9 soll ich Jonathan treffen. Es ist machbar!
Elaine: Auch für dich? Zweimal in einer Nacht?
Ally: Es ist nur ein Essen. Und auch danach geht's nur um ein paar Drinks. [Sarkastisch.] Leider muss ich deine mitfühlenden Erwartungen enttäuschen.
Elaine: Hm.
Ally wendet sich zum Gehen und stößt mit Mark zusammen.
Mark: Oh, Entschuldigung!
Ally: Mark?
Mark: Ally?
Ally: Mark, ist bei dir alles in Ordnung?
Mark: [ohne Überzeugung] Ja, sicher.
Ally: Nein-nein Mark, du hast doch was.
Mark: Nein, nichts.
Ally: Mark!
Mark: [gibt sich einen Ruck] Ich glaub', ich werd' abserviert.
Ally: Warum?
Mark: Cindy hat gesagt, sie muss unbedingt was mit mir "besprechen". Das hörte sich etwas... ominös an. Ich fürchte, das war's.
Ally: Äh-äh, weißt du... du solltest keine voreiligen Schlüsse ziehen. Hör dir erst mal an, was sie zu sagen hat.
Mark: Ich kann mir schon vorstellen, was das ist. Sie war so distanziert...
Ally: Vielleicht gibt es Umwandlungen, von denen du nichts weißt. [Mark guckt etwas befremdet.] Umstände! Wa-warte einfach ab, was der Abend bringt.

Der Aufzug bingt. Shirley Grouper und ihr Anwalt Walter Emerson treten heraus.
Shirley: Das ist so eine unverschämte Lüge!
Walter: Lassen Sie MICH das erledigen.
Shirley: Wenn ich geglaubt hätte, dass Sie das schaffen, Walter, hätte ich nicht darauf bestanden, Sie hierher zu begleiten.
Nelle: [tritt hinzu] Miss Grouper, wir sind im Konferenzzimmer.
Shirley: Ach, das ist doch lächerlich!

lethos, 05.10.2001

Im Restaurant. Ally und Michael sitzen an einem kleinen Tisch.
Ally: 18 Uhr - essen ältere Leute immer um diese Zeit?
Michael: [lacht] Ich habe einen Termin um 20 Uhr, vielen Dank. Und ich wollte Sie unbedingt noch dazwischen einschieben.
Ally: Ich habe es gern, wenn etwas eingeschoben wird.
Michael schmunzelt. Und Ally merkt, was sie gesagt hat.
Oh Gott, jetzt denke ich schon an Sex mit IHM!
Michael: Ist das hier unsere zweite oder dritte Verabredung? Zählt Mittagessen mit?
Ally: Wieso?
Michael: Ich weiß nicht, äh... nur so.
Ally: Haben Sie mich schon belogen?
Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade gesagt hab'!
Michael: [verwundert] Wie war das bitte?
Ally: Bei den ersten Verabredungen lügen die meisten Leute ein wenig... ha-hat man mir gesagt. Haben Sie gelogen?
Michael: Ehrlich gesagt... ja.
Ally: Ihre Frau ist überhaupt nicht tot?
Michael: Oh, doch... doch. Sie ist tot.
Unglaublich, was ich da von mir gebe!
Ally: Äh-äh, tut mir leid, das war... [Sie schlägt die Hände vorm Gesicht zusammen, dann klappt sie die Handflächen hoch und schaut ihn entschuldigend an.] ...das war völlig unangebracht. E-e-es ist nur, weil Sie gesagt haben, Sie hätten doch gelogen. Das hat mich aus der Fassung und... w-was war die Lüge?
Michael: Also gut... in Wirklichkeit... hasse ich Disco-Musik. Als ich sie das erste Mal hörte, habe ich mich fast übergeben, und äh... gestern abend war mir richtig schlecht.
Ally: Oh. Oh! Das macht doch nichts. Dann-dann stehen Sie vermutlich auf... wen? [Abfällig.] Perry Como?
Michael: Perry war bei mir nur eine kurze Phase.
Ally: Hm. Was ist Ihre Lieblingsband?
Michael: Ach, ist nicht so wichtig.
Ally: Wieso?
Michael: Sie lachen ja doch nur.
Ally: Nein, ich werde nicht lachen.
Michael: Es ist nicht wichtig!
Ally: [bestimmt] Ich werde nicht - lachen! Sagen Sie's mir.
Michael: Na schön. [Er flüstert.] Neil Diamond.
Ally: [ist sprachlos] Oh... hehe... er ist, er ist... Neil... doch, er ist... ganz nett.
Micahel: [begeistert] Oh, die meisten vergessen, wie fantastisch seine Songs waren. In meiner Studienzeit war ich in einer Band und immer, wenn ich Neil Diamond spielte, war das Publikum vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen.
Ally: Sie waren in einer Band?
Michael: Ja, Keyboard.
Ally: Aaah! Da hinten steht ein Klavier...
Michael: Wie bitte?
Ally: Spielen Sie etwas von Neil Diamond für mich!
Michael schüttelt belustigt den Kopf ein wenig.

Im Konferenzzimmer der Anwaltskanzlei. Shirley Grouper und ihr Anwalt sowie Wanda Spickett, Ling und Nelle sitzen am Tisch.
Shirley: Erstens: Ich greife nicht die berufstätige Frau an. Sehe ich etwa aus wie eine Sozialarbeiterin? Ich stehe voll hinter der Powerfrau, der starken Frau, der vermögenden Frau. Aber ich sage auch folgendes: Männer - wollen das nicht! So ist das eben.
Nelle: [in vorwurfsvollem Ton] Haben Sie nicht - als Ärtzin - diesen Frauen empfohlen, sich unterzuordnen? Haben Sie ihnen nicht als Ärtzin geraten, sich nie aufzuregen und auch nie irgendwas zu tun, was ihn verärgern könnte?
Shirley: Ich rate ihnen, das Abendessen auf dem Tisch zu haben, den Teppich sauber zu halten, am besten mit Limonenduft, und wenn sie das Gefühl haben, sie gehen in die Luft: Blasen Sie ihm stattdessen einen! Heißt das, man soll Opfer bringen? Ja! Darum geht es in meinem Kurs. Um Aufopferung. [Wanda wendet sich ab.] Warum? Weil die Männer nur DAS wollen. [Nelle hält sich die Hand vor den Mund, sie kann nicht glauben, was sie hört.] Und wenn sie jemanden verklagen wollen, verklagen sie die Gesellschaft.
Wanda: Kaum hatte ich angefangen, ihm alles recht zu machen, wie Sie gesagt hatten, hat er mich sitzen lassen.
Shirley: [gönnerhaft] Schätzchen, ich kenne Sie nicht persönlich. Aber schon auf den ersten Blick bemerke ich an Ihnen so vieles, was mir missfallen würde. Sie sollten ausgehen und sich einen fetten Kerl ohne Zähne suchen. [Sie deutet auf Wanda.] Der Mann, der keine Wahl mehr hat, das ist der richtige Mann für Sie.
Wanda, Ling und Nelle sehen sich an.
Nelle: Also, wir werden auf jeden Fall Klage einreichen... [Betont.] ...Miss Grouper.
Shirley: [sarkastisch] Huch! Noch mehr Drohungen von Pokemon! [Energisch.] Wenn das vor Gericht geht, wird alles, was Sie betrifft... [Sie deutet auf Wanda.] ...für den Fall relevant, einschließlich der Grund, warum Ihr Mann Sie verlassen hat. Meine Vermutung wäre, er konnte plötzlich wieder sehen. [Wanda atmet empört ein.] Verklagen Sie mich ruhig. Ich würde das liebend gerne vor Geschworenen erörtern, und wissen Sie warum? [Nelle lächelt scheißfreundlich, schüttelt verneinend den Kopf.] Ich bin... liebenswert.
Shirley legt den Kopf zur Seite, zwinkert, lächelt zuckersüß. Nelles Lächeln hingegen verschwindet, auch Wanda und Ling gucken ratlos.

In Marks Büro. Er grübelt lustlos über Akten. Cindy tritt an die Tür.
Cindy: [klopft] Hey...
Mark: Cindy? Hey... [Er geht auf sie zu, sie kommt ihm freudig lächelnd entgegen.] Wie geht's dir?
Cindy: Mir geht's gut. Und dir?
Mark: Ehrlich gesagt bin ich etwas... verwirrt. Am Telefon hast du gesagt...
Cindy: Ja... [Sie nickt und will zum Sprechen ansetzen.]
Mark: Was ist passiert? [Sie findet die Worte nicht. Mark streichelt ihre Wange.] Sag's mir!
Cindy: Ich wollte... [Sie schaut ihn hilflos an. Schließlich verlässt sie der Mut.] Gehen wir doch aus und machen uns 'nen schönen Abend, ja?
Mark: Cindy...
Cindy: [fest] Nein, ich möchte richtig schön essen gehen und danach tanzen und... wir können nachher reden. Bitte! [Sie streichelt ihn.]
Mark: Natürlich.
Sie küssen sich, erst leicht, dann intensiver. Richard will das Büro betreten. Als er die beiden sieht, macht er auf dem Absatz kehrt.

Im Restaurant. Ally sitzt am Tisch und hört Michael zu, der am Klavier Neil Diamonds "Sweet Caroline" singt und dabei von einer Band begleitet wird. Die Restaurantgäste singen mit, tanzen teilweise neben ihren Tischen. Ally denkt sich dabei ihre Sache.
Ich muss zugeben, er hatte was. Man konnte es sehen: Er lebte aus den richtigen Gründen und er LIEBTE - aus den richtigen Gründen. Und als ich da so saß und zuhörte, schrumpfte die ganze Welt auf die Größe dieses Raumes zusammen.
Ally wischt sich wieder über den Mund und denkt weiter.
Nur eines hielt mich davon ab, auf das Klavier zuzugehen und ihn zu bitten, mich zu heiraten: Ich hatte noch eine andere Verabredung!

In der Bar. Renée singt - wie immer in provozierender Bluse und Pose - "Mr. Big Stuff" von Jean Knight. Ally und Jonathan tanzen. Ally führt ihre Überlegungen aus der vorigen Szene weiter.
Und dieser Mann war auch toll. Ich sah Jonathan an und ich dachte: Wäre es nicht schön, gemeinsam die Stürme des Lebens zu bewältigen? Und dann dachte ich: Michael! Wow! Er HAT das Leben schon gemeistert. Und er kann mir einfach die Antworten geben!
Während sie singt, geht Renée zu den beiden hinüber und "singt sie an".
Jonathan: [zu Renée] Hallo.
Ally: Meine Mitbewohnerin. Sie lebt nur, um mich zu quälen.
Jonathan: Sie kennen also diese Frau?
Ally: Wie eine Schwester.
Jonathan: Glauben Sie, Sie können sie wegschicken?
Ally: [winkt Reneé zu] Byebye!
Renée trägt weiterhin den Song vor und geht dabei zu Mark und Cindy, die ebenfalls tanzen.
Mark: [auf Renées Performance eingehend] Ich habe eine Privatvorstellung bestellt.
Cindy: Das sehe ich.
Mark: Ich hab' alle Register gezogen. [Renée singt die Textzeile "Mr.Big Stuff, who do you thing you are?" in Cindys Ohr. Die sieht daraufhin etwas betroffen aus.] Was hast du?
Cindy: Ach nichts.
Mark: Cindy, ganz egal, was es ist: Sag's mir!
Cindy: Nein, das ist nicht der geeignete Zeitpunkt dafür.
Mark: Es macht mich langsam verrückt! Gib mir einen Hinweis.
Cindy: [zögert erst, gibt sich dann schließlich einen Ruck] Halt mich fest!
Er zieht sie dicht an sich heran.
Mark verlässt mit versteinertem Gesicht die Tanzfläche und torkelt zum Ausgang. Dabei rempelt er gegen ein paar Tische und schmeißt ein Glas um. Cindy sieht ihm mutlos nach.

lethos, 10.08.2001

Richard und Mark sitzen auf einem Sofa und unterhalten sich.
Mark: Du wusstest es also.
Richard: Sie hat's mir im Vertrauen gesagt. Ich musste versprechen, es dir nicht zu erzählen. Ich versuchte, dir einen Wink zu geben, aber...
Mark: Einfach alles in ihm... an ihr war so vollkommen.
Richard: Weißt du, sowas kann vorkommen, Mark.
Mark: Was meinst du damit: sowas kann vorkommen? Meine Freundin hat einen Penis!!! So was kommt nicht eben mal vor!
Richard: Kann ich dir etwas sagen? [Im Hintergrund startet ruhige, harmonische Musik.] Es ist nicht leicht, in dieser Welt jemanden zu finden, den man lieben kann, Mark. Egal, mit wem du schließlich zusammen bist, sie wird nicht perfekt sein. Cindy ist wunderschön, und wenn die Leute dich mit ihr zusammen sehen, dann sind sie von dir beeindruckt. Deswegen würde ich dir raten, gib ihr nicht den Laufpass. Du kannst sie als Köder benutzen, um andere schöne Frauen anzulocken. Welche ohne Pimmel dran. [Die Musik fängt an zu leiern und hört schließlich auf. Mark steht auf und verlässt genervt den Raum.] Ein Weiser hat's niemals leicht.

Nelle und Ling unterhalten sich mit Wanda.
Wanda: Das verstehe ich nicht. Wieso müssen Sie auch mit ihm reden?
Nelle: Diese Frau ist zwar ein furchtbarer Mensch, aber sie trifft ins Schwarze.
Ling: Und wenn Sie darauf bestehen, Klage einzureichen...
Wanda: Ich bestehe darauf!
Nelle: Dann müssen wir zumindest die Gründe überprüfen, weshalb Ihr Mann Sie verlassen hat.

Ally steigt aus dem Aufzug. Sie läuft an Elaine vorbei, die eine Vase mit Blumen in der Hand hält.
Elaine: Jonathan ist da.
Ally: Was?
Elaine: Er ist gerade auf der Unisex. Die Blumen sind von ihm.
Ally: Wow! [Sie liest die Karte, die den Blumen beiliegt.]
Elaine: Das ist das richtige Wort. Es gibt in dieser öden Stadt vielleicht drei annehmbare Männer. Du hast zwei von ihnen und Mark hat den dritten.
Mark: [läuft an ihnen vorbei] Das ist sehr witzig, Elaine.
Elaine: Es hat ihn schwer getroffen.
Michael kommt in die Kanzlei.
Michael: Ally!
Ally ist absolut geschockt. Sie stellt sich vor die Blumen und versucht, diese zu verdecken.
Ally: Michael! Was für eine Überraschung!
Michael: Na ja, ich war gerade zufällig in der Nähe... Ehrlich gesagt stimmt das nicht. Es war auch eine Lüge. Ich wollte dich sehen.
Ally: Ja.
Michael reckt sich ein bisschen und wirft einen Blick auf die Blumen.
Michael: Schöne Blumen.
Ally geht ein Stück zur Seite und die Blumen kommen zum Vorschein.
Ally: Oh... die... ja. Könntest du mich einen Moment entschuldigen?
Michael geht ein paar Schritte zurück. Elaine und Ally verstecken ihre Köpfe hinter dem Blumenstrauß und flüstern.
Ally: Kannst du Jonathan in der Toilette festhalten?
Elaine: Wie soll ich das machen?
Ally: Ein bisschen Fantasie, Elaine. Halt Jonathan da drin fest, bis ich Michael losgeworden bin. [Ally wendet sich nun wieder Michael zu.] So, was... was für ein Schock... Überraschung!
Michael: Würdest du mit mir heute Abend wieder essen gehen?
Ally: Du kommst her, nur um mich das zu fragen?

Elaine stürmt in die Unisex, wo sich auch Jonathen befindet.
Elaine: Oh... hallo. Ich bin Elaine.
Jonathan: Ja, wir haben uns doch gerade kennen gelernt.
Elaine: Ach ja, richtig. Bevor Sie gehen: Wir machen gerade eine Meinungsumfrage darüber, wie die Leute unsere Unisex-Toilette finden. Ich dachte, ich könnte Ihnen kurz ein paar Fragen stellen.
Jonathan: Vielleicht lieber ein ander Mal.
Jonathan will zur Tür gehen, Elaine lässt ihn jedoch nicht vorbei. Sie lächelt ihn an. Er blickt hilflos um sich und entscheidet sich dann, in die andere Richtung zu laufen, doch Elaine rennt ihm hinterher und stürzt sich auf ihn.

Ally unterhält sich mit Michael.
Ally: Deine Familie?
Michael: Meine Kinder. Es sind nur zwei, so schlimm wird's schon nicht werden. Ich möchte unbedingt, dass du sie kennen lernst.
Ally: Wow. Das ist ein ziemlich großer Schritt Michael. Ich...
Michael: Ich weiß.
Aus dem Hintergrund hört man Jonathans Stimme: "Lassen Sie mich los!".
Ally: Ja, natürlich. Ja, gut, das wäre schön. [Sie schiebt ihn zum Aufzug und drückt hektisch auf den Knopf.] Dann ruf mich doch nachher an und sag mir, um wieviel Uhr. [Als der Aufzug kommt, hört sie auf, den Knopf zu drücken und schiebt den verdutzten Michael in den Aufzug.] Also, dann sehen wir uns heute Abend. [Genau in diesem Moment kommen Jonathan und Elaine aus der Unisex. Elaine hängt an Jonathans Bein.] So, das wär's dann. Bis später. Also, bis dann. [Jetzt wendet sie sich ihrem anderen Mann zu.]
Jonathan: Hören Sie auf damit! Lassen Sie mich los!
Ally: Elaine! Aus! Böses Mädchen! Pfui! Geh in mein Büro! [Erklärend zu Jonathan.] Sie ist eine Wachsekretärin.
Jonathan: Sie ist verrückt!
Ally: Ich weiß, aber ich bringe es nicht übers Herz, sie zu entlassen.
Jonathan: Also, ich wollte dich nicht bei der Arbeit stören. Ich wollte dir nur sagen, dass ich immerzu an dich denken muss.
Ally: Du gehörst auch zu den zwei Gedanken, die bei mir ganz oben stehen.
Jonathan: Wie war das?
Ally: Ein kleiner Witz, nichts weiter.
Jonathan: Du bist wirklich sehr schön, weißt du das?
Ally: [verlegen] Vielen Dank.
Jonathan: Können wir uns heute sehen?
Ally: Heute ist es etwas schwierig. Geht's morgen?
Jonathan: Ja, klar... gut. Ich ruf' dich an. Gut. Okay, bis dann.
Jonathan gibt Ally einen Kuss auf die Wange und geht. Elaine kommt zu Ally.
Elaine: Du wirst garantiert Ärger bekommen. Gib mir einen ab.

B'Ealy, 30.09.2001

In Nelles Büro. Wandas Ehemann, ein unscheinbarer Mann Ende 50 mit Halbglatze, wird von Nelle und Ling befragt. Er sitzt auf einem Stuhl, während sich die beiden Anwältinnen vor dem Schreibtisch aufgebaut haben.
Nelle: Sie sagt, als sie anfing, Ihnen gegenüber nachgiebig zu werden, haben Sie sie verlassen.
Dr. Spickett: Das war eigentlich nicht der Grund.
Ling: Können Sie uns den Grund nennen?
Von der Warte der beiden Frauen aus, die auf ihn herabblicken, erscheint Dr. Spickett sehr viel kleiner als er tatsächlich ist. Und seine Stimme klingt um einiges piepsiger.
Dr. Spickett: Das ist mir etwas unangenehm.
Nelle: Mr. Spickett, ich weiß, dass das schwierig ist. Aber damit die Klage Ihrer Frau Aussicht auf Erfolg hat, müssen wir aufzeigen, dass das Seminar der Auslöser für Ihre Trennung war.
Dr. Spickett: Ich bin ein sehr schwacher Mann, Miss Porter. Wenn ich ehrlich bin, habe ich schon vor langer Zeit aufgehört, Wanda zu lieben. Aber ich fürchtete mich, sie zu verlassen. Hauptsächlich weil ich Angst vor ihr hatte, ein wenig. Ob Sie es glauben oder nicht, ich bin sechs Jahre bei ihr geblieben, weil ich nicht den Mut hatte, es ihr zu sagen und eine unangenehme Szene zu ertragen. Als sie dann selbst, ich weiß nicht, schwach wurde, auf den Rat der Ärztin hin, hatte ich endlich den Mut, ihr zu sagen, was ich wirklich dachte, dass ich nicht mit ihr leben wollte.
Nelle: Sie sind noch sechs Jahre bei ihr geblieben, nachdem Sie aufgehört hatten, sie zu lieben, weil Sie eine unangenehme Szene vermeiden wollten?
Wieder schrumpft aus Sicht von Nelle und Ling Wandas Mann auf Schneckengrösse.
Dr. Spickett: Na ja, ich glaube nicht, dass ich das bewusst gemacht habe... aber ja.
Nelle: Okay, das wäre alles.
Dr. Spickett steht auf und geht zur Tür, dreht sich dann aber nochmals zu den Anwältinnen seiner Frau um.
Dr. Spickett: Sie weiß nicht, dass ich sie nie geliebt habe. Ich wäre dankbar, wenn Sie es ihr nicht sagen. [Er verlässt den Raum.]
Ling: Tja, anscheinend gab es da Ursache und Wirkung. Hätte sie den Rat der Ärztin nicht befolgt, wäre er wahrscheinlich noch bei ihr.
Nelle: Na klar, Ling, wir stellen uns einfach vor die Geschworenen und sagen, "Sehen Sie, er hat sie nie geliebt. Die Ärztin ist schuld."
Wanda: [betritt den Raum] Und? Was hat er gesagt?
Nelle: Äh, Wanda, Sie haben vielleicht einen Klagegrund, aber es ist zu schwer nachzuweisen. Lassen Sie es lieber sein.
Wanda: Nachdem meine Ehe durch sie zerbrochen ist? Das kann ich nicht.
Nelle: Wissen Sie, di-die Sache ist die: Ihr Fall ist eigentlich eine Frage des Scheidungsrechts. Und in diesem Staat wird ohne Schuldzuweisung geschieden. Als Ihre Anwälte würden wir Ihnen empfehlen, die Sache auf sich beruhen zu lasen. Wenn wir vor Gericht gehen, werden Sie nur noch mehr verletzt.
Ling: Lassen Sie es lieber sein, Wanda.
Wandas Gesichtsausdruck wandelt sich langsam von Zorn in Enttäuschung, als sie die Empfehlung ihrer Anwältinnen letztlich akzeptiert.

Mark spaziert eine Straße entlang. Es handelt sich vermutlich um eins von Bostons Wohnvierteln der oberen Mittelschicht. Die Sonne ist bereits seit einiger Zeit untergegangen und das Licht der Straßenbeleuchtung spiegelt sich auf dem noch regennassen Gehweg. Er nimmt ein paar Stufen zur Eingangstür eines Wohnhauses, dreht sich dann aber auf dem Absatz um... und entscheidet sich letztlich doch noch dazu anzuklopfen. Cindy öffnet die Tür.
Mark: Entschuldige, dass ich weggelaufen bin. Das mache ich immer, wenn eine Frau sich zu sehr freut, mich zu sehen.
Cindy: Haha.
Mark: Ganz ehrlich, es tut mir leid. Ich hätte vielleicht nicht gleich die Flucht ergreifen sollen.
Cindy: Mark, deine Reaktion war normal, glaub mir. Also wenn du deshalb hier bist, deine Entschuldigung ist angenommen.
Mark: Ich bin deshalb hier, aber... hast du heute schon was vor?
Cindy: Was heißt das?
Mark: Na ja, wie soll ich das sagen? Ich hab' den ganzen Tag darüber nachgedacht. Und so sehr ich es auch versuche, ich... ich kann dich einfach nicht... als etwas Anderes als eine Frau sehen. Eine Frau, die ich nicht gehen lassen will.
Cindy: [gerührt] Ich weiß nicht, warum mir gerade jetzt nach Weinen zumute ist.
Mark nimmt ihre Hände in die seinen und zieht sie zu sich herüber. Als die beiden einander so gegenüber stehen, überwinden sie einen kurzen Moment des Zögerns und umarmen sich schließlich ohne Scheu.

Am gleichen Abend in einem Bostoner Restaurant. Ally sitzt Michael gegenüber, zu ihrer Linken sitzt Andrea, seine Tochter. Ein Platz am Tisch ist noch frei.
Andrea: Wir haben Daddy zugeredet, sich zu verabreden. Es ist so schön, dass er jemanden gefunden hat.
Ally: Mein Gott, seine Tochter ist älter als ich.
Ally: Na ja, ich bin froh, ihn kennen gelernt zu haben.
Andrea: Wenn wir Glück haben, nenn' ich Sie bald "Mum".
Ally: Nur einmal, weil ich dich erwürgen würde.
Michael: Na ja, wir wollen nichts überstürzen, Andrea.
Andrea: Aber Daddy, wenn du sie uns schon vorstellst, bedeutet das, es könnte was Ernstes sein.
Michael: [erblickt seinen Sohn und steht auf, um ihn zu begrüßen und vorzustellen] Ah, da ist ja dein Bruder. Ally, mein Sohn Jonathan.
Jonathan: [sichtlich überrascht] Hallo.
Ally: Ich hab' nie nach seinem Nachnamen gefragt.
Ally: Hi.
Jonathan: Ich... ich glaube, wir kennen uns.
Ally: Ja, ich, ähm, ich glaube auch.
Allys Nase fängt an zu pfeifen.

Fortsetzung folgt.

Ansgar, 27.09.2001

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