die deutsche Ally McBeal FanPage

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letzte Aktualisierung: 13.08.2001


#309 Echte Kerle [Out In The Cold]

Inhalt | Facts | Eure Meinung | Engl. Transkript | Deutsches Transkript | Screenshots

 

Ally läuft durch die Stadt. Sie ist dick angezogen mit Mantel, Pudelmütze und vier (!) Schals. Außerdem trägt sie niedliche weiße Handschuhe mit rotem Blumenmuster. In der Hand hält sie einen Becher Kaffee.
Louis: [aus dem Off] Morgen, Sir, wie geht's Ihnen? Haben Sie Kleingeld? Ich brauch' 'ne Tasse Kaffee. [Ally blickt auf den Boden, während sie an Louis, dem Bettler vorbeigeht.] Ja, sehen Sie mich bloß nicht an. [Ally bleibt stehen.] Ja, mit Ihnen rede ich! Sie... geschäftiger, hohler, seelenloser Zombie!
Ally: [dreht sich langsam um und schaut den Bettler an] Was haben Sie gesagt?
Louis: Sie gehen an mir vorbei, als wär' ich nicht da. Ich existiere, Lady. Sie müssen mir nichts geben. Klar, ich halte die Hand auf. Sie können "nein" sagen. Das ist Ihr Recht. Aber ich existiere! Ich bin einer Antwort würdig.
Ally: Schön! Die Antwort ist "nein". Ich wünsche einen schönen Tag. [Sie dreht sich wieder weg, um weiterzugehen.]
Louis: Verwöhntes Miststück von einer einsamen Anwältin! [Ally dreht sich wieder zu ihm um.] Wo sind Sie aufgewachsen? Hm? Im Westen, haben in Harvard studiert? Das ist wahrscheinlich das längste Gespräch, das Sie je mit jemandem geführt haben, der nicht Prada oder Calvin Klein trägt.
Richard: [kommt vorbei] Hey Ally, was machst du hier?
Ally: Ich... bin... gerade auf dem Weg ins Büro.
Richard: Gut, gehen wir zusammen. Kalt was? Hey Kumpel!
Richard schnipst einen Quarter zu Louis rüber. Die Münze dreht sich in Zeitlupe in der Luft und landet schließlich in Louis' Becher.
Louis: Nett von Ihnen. [Richard geht weiter, Ally dreht sich auch gerade zum Gehen.] Laufen Sie schon, Lady! Kommen Sie nicht zu spät ins Fantasieland. [Ally blickt Louis wieder verständnislos an.] Ja, ich kenne Sie. Ich kann sogar Träume erkennen. Ich sag' Ihnen was: Ihre werden nicht wahr.

Boston von oben. Vonda singt "Neighborhood". Blick in eine Tasse voll Kaffee. Man sieht Allys Spiegelbild im Kaffee. Sie pustet in den Kaffee. Sie steht in ihrem Büro und hält den Becher in ihren immer noch behandschuhten Händen. Elaine kommt herein.
Elaine: Ally? Ist alles in Ordnung? [Sie kramt auf Allys Schreibtisch herum.]
Ally: Mein Leben ist eine Lüge.
Elaine: [ein Schriftstück durchblätternd] Und?
Ally: Ich bin heute früh an einem Obdachlosen vorbeigelaufen. Mit einem Blick erkannte er mich. Er wusste von meiner jämmerlichen Existenz. Ist es so offensichtlich?
Elaine: [guckt Ally kurz an] Ja!
Ally: [stellt den Kaffee weg und läuft um den Schreibtisch herum] Ich muss diesen Obdachlosen wiederfinden!
Elaine: Was?
Ally: Ich will wissen, was er da vorhin gemeint hat.
Ally kommt aus ihrem Büro und geht zum Fahrstuhl. Elaine läuft ihr hinterher und überholt sie.
Elaine: Ally! Diese Leute sind voller Bazillen!
Ally: [hält Elaine eine Hand vor den Mund] Verschieb bitte alle Termin um eine Stunde.
Der Fahrstuhl öffnet sich und zwei Polizisten kommen heraus.
Elaine: Oh! Kann ich Ihnen helfen?
Officer #1: Gibt es hier eine Ling Woo?
Ling: Ich bin Ling Woo. [Sie kommt mit Richard an.]
Officer #1: Ma'am, wir haben einen Haftbefehl für Sie. [Er hält ihr ein Papier hin.]
Ling: Wie bitte?
Ally: [gleichzeitig, wieder aus dem Fahrstuhl kommend] W-w-w-was?
Officer #1: Nehmen Sie bitte die Hände auf den Rücken!
Ling: Ich tue nichts dergleichen!
Officer #2: [stellt sich hinter Ling, um ihr Handschellen anzulegen.] Ma'am!
Richard: Was ist hier los?
Ling: Diese Idioten wollen mich festnehmen!
Richard: Was liegt gegen sie vor?
Officer #1: Sie unterhält einen Begleitservice für minderjährige Jungen. Ma'am, Sie haben das Recht zu schweigen.
Ling: Ich habe auch das Recht, nicht zu schweigen!
Richard: Rhabarber...
Ally, Elaine: Ling!

Ling steht hinter Gittern im orangefarbenen Häftlingsoutfit.
Ling: Die können nicht einfach ins Büro kommen und einen verhaften! [Die Zellentür wird kurz geöffnet und Richard und John betreten die Zelle.] Die Toilette ist entsetzlich! Ich kann nicht rauf und ich krieg' 'ne Blasenentzündung, wenn ich es verhalte.
John: [schaut in die Toilette] Überreste. [/action[Er klopft sich angeekelt auf die Brust.]
Richard: Ja, Schon gut. Schwamm drüber. Ling! Das sind schwere Anschuldigungen.
Ling: Das ist Blödsinn!
Richard: Die haben 21 Oberschüler, die bereit sind auszusagen, dass dein Begleitservice ihnen Dates vermittelt hat!
Ling: Dates ja, das heißt aber nicht Sex!
John: Was genau hast du vermittelt?
Ling: Ich habe süße Mädchen vermittelt. Hübsche Begleiterinnen. Viele Oberschüler bekommen kein richtiges Date. Es besteht Nachfrage! Und diese Jungs wollen sich beschweren?
Richard: Nein. Aber die Eltern. Eine Mutter hat ihren Sohn beim Sex mit deiner Angestellten überrascht.
Ling: Das gehört nicht zum Service!
John: Trotzdem, Ling, Richard hat Recht. Das sind sehr schwere Anschuldigungen.
Richard: W-wieviel verdienst du an diesem kleinen Unternehmen denn?
Ling: Höchstens 80-90 Tausend im Jahr... [Sie zuckt mit den Schultern.] Es ist ein Hobby!
Richard, John: [schauen sich überrascht an] Äh-m-s...

In den Straßen von Boston. Ally geht auf Louis zu, der auf dem Bürgersteig sitzt.
Louis: Uh, Mann ich wusste es! Sie sind auch ein Narziss. Jemand sieht in Ihr Leben hinein und Sie müssen unbedingt noch mehr hören. Na gut. Sie lieben Ihren Vater. Sie haben ein kühles Verhältnis zu Ihrer Mutter. Wahrscheinlich haben Sie Jura studiert, um wie Ihr Vater zu werden. Aber trotzdem sind Sie eher wie Ihre kalte Mutter geworden. [Er hält inne. Ally starrt ihn nur an.] Louis. [Er schüttelt seinen Becher.] Das ist doch mindestens 50 Cent wert, hm? Kommen Sie, Lady! Sehen Sie mich nicht an, als wäre ich ein tiefsinniger Gelehrter! So kompliziert sind Sie nicht.
Ally: Wie wär's, wenn ich Sie zu einem Kaffee einladen würde, statt Ihnen bloß Geld dafür zu geben?

Im Gerichtssaal. John steht zusammen mit Staatsanwalt Warren Tisbury vor Richter Seymore Walsh, Ling immer noch im orangenen Anzug daneben. Richard sitzt am Tisch.
John: Euer Ehren, wir verzichten auf das Verlesen dieser absurden Anklageschrift! In all meinen Jahren als Anwalt...
Richard: [steht auf] Das ist eine Verleumdung!
John: ...eine Ungeheuerlichkeit...
Richard: Abwegig!
John: ...ein Missbrauch der staatlichen...
Richard: Offen gesagt, wir haben diese andauernde Unterdrückung der Frauen satt! Erfolgreicher Frauen, hübscher Frauen. Frauen, die dafür bestraft werden, dass sie glauben, sich in die amerikanische Arbeitswelt hineinwagen zu können, ohne sich vor den Angriffen eines Polizeistaats fürchten zu müssen, der ihnen nur erlaubt, so weit aufzusteigen wie sie...
Richter: Mr. Fish, ich will nicht mal sehen, wie sich Ihre Lippen bewegen!
Tisbury: Euer Ehren, der Staat hat kein Interesse daran, das Recht Miss Woos auf einen Platz in der Arbeitswelt zu beschneiden. Sie betreibt einen Prostituiertenring! [Ling guckt angewidert zum Staatsanwalt.] Ein Bordell, wenn man so will, das minderjährige Kunden bedient.
John: Euer Ehren, wir beantragen eine sofortige Haftprüfung!
Richter: 2 Uhr! Die Angeklagte wird ohne Kaution freigelassen. Vertagt!
John und Richard schauen sich siegessicher an.

Ally und Louis sitzen in einem Café mit einem Kaffee vor sich.
Louis: Was ist das? Ihr guter Vorsatz fürs neue Jahr? Einen Obdachlosen einzuladen?
Ally: Hey, Sie haben mich verbal angegriffen! Sie haben verlangt, dass ich Ihre Existenz anerkenne. Ist das mehr Anerkennung, als Sie vertragen?
Louis: Ich schüchtere Sie ein. Und wenn Leute Ihnen Angst machen, versuchen Sie zuerst zuzubeißen.
Ally: Ich beiße Leute nur dann, wenn sie gebadet haben. Ich hab' schon Angst davor, mir was einzufangen, wenn ich mit Ihnen Kaffee trinke!
Louis: Wozu machen Sie das? Damit Sie sich wohltätig vorkommen?
Ally: Ah, jetzt stört Sie Wohltätigkeit auf einmal? Und da sitzen Sie an der Straßenecke und betteln um Kleingeld? Sie sind der große Betrüger, Louis! Sie sitzen da mit ausgestreckter Hand, sind aber zu stolz für Almosen, Sie ungewaschener, verlogener Versager!
Louis: Also gut, dann kennen wir uns ja jetzt. Ich bin ein stolzer Versager und Sie eine einsame Anwältin.
Ally: Wie kommen Sie darauf?
Louis: Weil Sie zurückgekommen sind. Nicht um mich zum Kaffee einzuladen. Ich habe einen Nerv getroffen.
Beide starren sich kurz an.
Ally: Was hat mich verraten?
Louis: Weiß nicht. Die meisten Besserverdienenden laufen vorbei mit so 'ner kalten, harten, irgendwie getriebenen Miene. Als wären sie dazu bestimmt, Anwälte oder Broker zu werden. Sie dagegen sahen resigniert aus, als würden Sie sagen: "Mein Leben sollte anders verlaufen! Wie bin ich nur hier gelandet? Wie konnte es passieren, dass ich mit dem farblosen Rest der Welt eins werde? Wie konnte ich so werden, wie ich doch niemals im Leben werden wollte?" So sahen Sie aus.
Ally ist baff. Sie lässt ihren Kopf auf die Tischplatte fallen.

Im Konferenzraum bei Cage & Fish. Ling, Richard, John, Nelle und Renée sind anwesend.
Ling: Aussagen?!
Renée: Normalerweise würde ich es nicht empfehlen, aber...
Richard: Seit wann sagt eine Angeklagte denn bei einer Haftprüfung aus?
John isst einen Kuchen.
Renée: Hört mal, ihr habt mich hinzugezogen. Wollt ihr meinen Rat oder nicht?
Richard: Nicht! Wir haben dich hinzugezogen, weil du mal Staatsanwältin warst. Wir hatten gehofft, dass du diesen Staatsanwalt vielleicht früher mal abgeknuscht hast und dadurch über Insiderwissen verfügst.
Renée: Tja, auf Wiedersehen!
John: Renée!
Richard: Hä, hab' ich was gesagt?
Nelle: Wieso soll sie denn aussagen?
Renée: Wenn wir ein Verfahren verhindern wollen, ist das der einzig mögliche Ausweg! Dann muss man sich auch keine Sorgen um die Vernehmungen machen.
Richard: Dann sag aus! Die Sache muss schnell aus der Welt. Wir können das jetzt wirklich nicht gebrauchen. Ein Mitarbeiter, der ein Bordell führt. [Ling ist empört.] Alles wofür diese Kanzlei steht, würde in Frage gestellt.
Renée: [lacht] Ich bitte dich! [Sie zeigt auf John, der immer noch seinen mit Puderzucker bestreuten Kuchen isst.] Er hatte früher Sex mit Callgirls!
John hustet kräftig. Eine Wolke Puderzucker bläst in Richards Gesicht. Richards Gesicht ist weiß vom Puderzucker.
Nelle: Äh, wie bitte?
Ling guckt überrascht. John bekommt kaum Luft.
Richard: Das ist ja nun wirklich ewig her.
Nelle: Du-du hast mit einem Callgirl...?
John: Das war, ehe ich meinen Charakter erkannte.
Nelle: John?!
John: Ähm, Nelle!
Nelle: Entschuldigt mich!
John: Danke vielmals, Renée!
Nelle verlässt den Konferenzraum. Renée lächelt. Richard wischt sich mit einem Finger etwas Puderzucker vom Gesicht und probiert ihn.

LongBeacher, 09.11.2000

Ally und Louis sitzen noch im Café.
Ally: Ganz offensichtlich sind Sie nicht dumm. Sind Sie freiwillig obdachlos ?
Louis: [zynisch] Ich sitze freiwillig draußen bei Temperaturen unter 0.
Ally: Ich habe gelesen, dass manche Obdachlose es freiwillig sind, okay? Sie-sie wollen der Gesellchaft den Rücken kehren und-und die Dummen von ihnen machen es in einem kalten Klima.
Louis: Ich tu's nicht freiwillig. Durch einige falsche finanzielle Entscheide habe ich Bankrott gemacht. Nun ja, ich bin zu stolz, um ein Obdachlosenheim aufzusuchen, und vielleicht bin ich auch zu dumm, um in den Süden zu ziehen.
Ally: Ganz ernsthaft, Louis, Sie kommen mir nicht wie ein Verrückter vor.
Louis: Da irren Sie sich aber. Ich... habe einige manisch-depressive Probleme gehabt, die es mir unmöglich gemacht haben, meinen Beruf auszuüben. Stellen Sie sich vor: Mich haben früher die Pips verfolgt. [Damit gewinnt er Allys volle Aufmerksamkeit.]
Ally: Hab'... hab' ich richtig verstanden?
Louis: Sie kennen doch Gladys Knight & The Pips? Wenn ich mich umdrehte, standen da die Pips und tanzten. Ich sollte im Gleichschritt mitmachen. Das sollte wohl bedeuten, dass ich mit der Gesellschaft Schritt halten muss, aber... [Er schüttelt den Kopf.]
Ally: [irgendwie erleichtert] Al Green.
Louis: Wie bitte?
Ally: Ich wurde früher von Al Green verfolgt. Ich hätte beinahe Prozac genommen, um ihn loszuwerden, aber schließlich bin ich ihn ohne Medikamente losgeworden.
Louis: Wie, Sie wurden von Al Green verfolgt?
Ally: Ich-ich glaube, er war so etwas wie meine innere Stimme, die-die mir gesagt hat, dass es in meinem Leben Musik gibt. Und-und Ihre innere Stimme hat das wahrscheinlich auch sagen wollen, es gibt den Tanz. [Louis staunt.] Und ob Sie es wissen oder nicht... Sie wissen es!
Louis: Was weiß ich? Dass Sie in mancher Hinsicht besser dran sind als all diese Geschäftsdrohnen mit den kalten Mienen, die an Ihnen vorbeilaufen. Die sind nicht dazu fähig, Al Green zu hören, und die sehen auch keine Pips. In deren Leben gibt es keine Musik. ... In Ihrem schon. Und es gibt Sie auch in meinem.
Louis: Und Sie sind... deswegen so traurig, weil Sie keine Zeit, das auszuleben.
Wie Recht er doch hat. Allys Kopf legt sich mit Getöse auf die Tischplatte.

In der Unisex-Toilette. Billy und Ling sind je in einer Kabine. Und soeben fertig geworden. Es geht ans Spülen.
Billy: Wie viele Mädchen hast du?
Ling: 40 oder 50. Sie sind alle selbständig, keine ist angestellt.
Zeitgleich treten sie auf den Gang.
Billy: Kann ich sechs davon kriegen?
Ling: Was?
Billy: Ich hätte gern sechs. Ich treffe mich mit einem potenziellen, wichtigen Mandanten. Er kommt hierher.
Ling: Und du willst ihm ein paar Frauen schenken?
Billy: Nein-nein-nein, es geht nur um den Auftritt. Es gibt Mandanten, die beißen an, wenn man mit einem Mercedes auftaucht. Was den angeht... da will ich mit sechs Frauen aufmarschieren. [Zum nun schon gut bekannten Tusch von "New Man..." dackelt Billy raus aus der Unisex.]

Nelle stellt John in der Bibliothek zur Rede. John steht auf einer fahrbaren Leiter, um auch an höher abgelegte Bücher ranzukommen.
Nelle: Du meinst, du warst nur ehrlich?
John: In gewisser Weise, ja.
Nelle: Ach, ich möchte zu gern hören, wie du...
John: Vielleicht lässt du mich dann mal ausreden.
Nelle: Aber ja, bitte! [Kampfeslustig verschränkt sie schon mal die Arme.]
John: Jeder Mann, wenn er in eine Bar geht, wenn er eine Frau anspricht, ist letztendlich nur auf der Suche nach Sex. Sex-Sex-Sex, Sex! Ich habe viel zu tun und nicht die Zeit, die Single-Szene aufzusuchen. Es war einfach leichter für mich, die kleine Maus zu bewegen und den Begleitservice anzuklicken. [Nelle muss sich vor Entrüstung abdrehen.] Und es war einvernehmlich. So habe ich gedacht, Nelle, auch wenn ich es bedaure und es nie wieder tun würde, weil ich inzwischen ein anderer bin. Aber so habe ich zu der Zeit gedacht.
Nelle: [fuchtelt mit der Hand] Typisch für dich! Du-du gibst zu, dass etwas unrecht war, aber trotzdem willst du auf keinen Fall die Verantwortung dafür übernehmen.
John: [lehnt sich an die Leiter...] Ich habe nicht... [...und fährt mit ihr ab! Er kann sich gerade noch festhalten.]
Nelle: Du hast es verteidigt! Du setzt deinen Es-war-unrecht-Spruch ans Ende einer jeden Verteidigung. Du hattest Sex mit einer Hure!
John: Es ist damals passiert. Ich würde es nicht wieder tun, und ich würde gerade von dir erwarten...
Nelle: Was soll das? Menschen sind geprägt von dem, was sie in der Vergangenheit gemacht haben.
John: Ach, du kannst mich mal! [Er schickt sich an zu gehen.]
Nelle: [erzürnt] Was?!?
John: Ich muss jetzt ins Gericht.
Nelle: Aber Ling will mich auch dabei haben!
John: Na schön. Setz dich nur nicht neben mich.
Nelle: Gar kein Problem. Poughkee-Poughkee-Poughkee-Pfeifenkopf!!!
Bei der dicken Luft müssen sich doch gleich beide ein wenig sammeln oder zumindest innehalten.

In der Kanzlei. Ein Mann will in den Aufzug steigen. muss aber erst eine Horde anderer Leute rauslassen. Als einzige bleibt Ally drin. Der Mann ist wie ein Geschäftsmann gekleidet, mit Mantel, Schal und einem dunklen Anzug. Ally betrachtet ihn erst aus dem Winkel, dann frontal.
Ally: Louis?
Louis: [wirkt überrascht] Ally! Was... was machen Sie denn hier?
Ally: Ich arbeite in diesem Gebäude. Und was machen sie hier... in diesen Sachen?
Louis bringt nur eine verlegene Geste zustande. Ally nimmt ihn mit in ihr Büro und ist natürlich nicht gerade erfreut. BTW: Ally trägt eine sehr seltsam aussehende Kombination von rotem Mini, schwarzem T-Shirt mit einem Tigerkopfmotiv vorne und darüber ein blaues Jäckchen.
Ally: Recherchen für ein Buch?
Louis: Tut mir leid.
Ally: Sie sind also gar nicht obdachlos?
Louis: Ich wohne in North End. Ich bin Versicherungsvertreter. Deshalb war ich auch im Gebäude, ich habe einen Kunden im 6. Stock.
Ally: Und worüber schreiben Sie das Buch?
Louis: Es ist ein Sachbuch, eine Abhandlung über die Obdachlosensubkultur in amerikanischen Städten. Ich dachte, ich sollte die Lebensweise mal ausprobieren. Aber ich hatte nie vor, jemanden damit zu täuschen. Na ja, und dann haben Sie mich zu einem Kaffee eingeladen. Es tut mir wirklich sehr leid.
Ally: Wie lange wollten Sie diese kleine Scharade noch aufrecht erhalten?
Louis: Ally, wir haben nicht vorgehabt, einander wiederzusehen.
Ally: [kurz angebunden] Ah. Stimmt.
Louis: Ehrlich gesagt wurden durch Sie meine ganzen Theorien widerlegt. Ein Obdachloser wird tatsächlich von einer Passantin zum Kaffee eingeladen. Hoffentlich sind Sie einmalig, sonst ist mein ganzes Beweismaterial wertlos.
Ally: Dann war also das, was Sie mir an den Kopf geworfen haben, nur der Text von irgendeinem Skript?
Louis: Nein! Das habe ich wirklich in Ihnen gesehen. Man erkennt seinesgleichen.
Ally: Aber Sie wurden nie von den Pips verfolgt?
Louis: Ich wünschte, ich wäre es. Hörten Sie wirklich... Al Green?
Ally: Ja.
Louis: Ich beneide Sie. Für Sie besteht noch Hoffnung.
Sie schauen sich lange an. Dann will sich Louis auf den Weg machen.
Ally: Louis... [Er dreht sich nochmal um.] ...trinken wir noch einen Kaffee zusammen?
Louis: [lächelt] Ja!

Im Gericht. Im Zeugenstand sitzt Marcus, ein Kunde von Lings Begleitservice. Er sieht durchschnittlich aus und trägt einen ziemlich biederen Anzug mit Krawatte. Er wird von Staatsanwalt Warren Tisbury, der auch in "The Practice" vorkommt und wie dort gleich unsympathisch wirkt, in die Mangel genommen. Das Verfahren wird von Richter Seymore Walsh geleitet.
Tisbury: Kein Mädchen wollte mit mir ausgehen. Und selbst die dicken, hässlichen, behaarten sagten nein.
Tisbury: Ja, vielen Dank. Wir haben Sie vom Begleitservice erfahren?
Marcus: Einige von meinen Freunden kannten ihn. Ich ähm glaube, sie kannten ihn aus dem Internet. Ich hab' mich eingeloggt, sie hatten Fotos und ich hab' ausgewählt. Es lief ungefähr wie pay per view.
Tisbury: Wieviel haben Sie bezahlt?
Marcus: 175 Dollar.
Richard formt seinen Mund zu einem "Autsch", Nelle hört angewidert zu.
Tisbury: Und für diese Summe hat Ihnen das Unternehmen der Angeklagten ein Date vermittelt?
Marcus: Ja.
Tisbury: Ist Ihre Begeleiterin im Gerichtssaal anwesend?
Marcus: Ja. Da drüben sitzt sie. [In der Tat sitzt unter den Zuschauern eine dunkelhaarige, hübsche Frau. Sie lächelt.] Sie heißt Leslie.
Tisbury: Wie haben Sie und Leslie sich persönlich kennen gelernt?
Marcus: Sie hat mich von zu Hause abgeholt und zur Party gefahren.
Tisbury: Zu einer High-School-Party?
Marcus: Ja. U-und dann bestellte ich sie am Wochenende darauf nochmal.
Tisbury: [jovial grinsend] Wieder für eine Party?
Marcus: Ja, und dann nochmal am Wochenende darauf zum Jahrestreffen der Ehemaligen. [Ling notiert sich etwas. Sind es etwa die fetten Einnahmen, die ihr dieser Junge beschert hat?] Und nach dieser Feier... ist es eben passiert, dass...
Tisbury: Dass was?
Marcus: Dass wir miteinander geschlafen haben.
Das gefällt Richard außerordentlich. Nelle hingegen gefällt die Sache immer weniger gut.
Tisbury: Wo war das?
Marcus: Bei mir zu Hause, in meinem Zimmer. Da hat uns dann auch meine Mutter überrascht.
Tisbury: Marcus, haben Sie für den Sex mit Leslie bezahlt?
Marcus: [druckst rum] Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen.
Ling ist über diese Aussage gar nicht erfreut.
Tisbury: Was soll das heißen?
Marcus: Na ja, ich hab' nur die 175 bezahlt, aber es war schon das dritte Mal und ich dachte, ich bekomme vielleicht ein Upgrade oder sowas... [Auch diese Idee findet Richard höchst interessant.] ...wie bei der 1. Klasse für Vielflieger.
Jetzt muss sogar Nelle schmunzeln.
Tisbury: Gut. Also, wieviel haben Sie insgesamt für Leslie ausgegeben?
Marcus: 700... [Der Richter schaut ihn schräg an. Ling ist es peinlich, dass nun alle wissen, wieviel ihr der Kleine eingebracht hat. John wühlt diese Zahl auf.] ...und die Nebenausgaben. Ich habe für die Verhütung gesorgt.
Tisbury hatte, was er wollte. Ling ist außer sich. Sie beugt sich zu John rüber.
Ling: [flüstert] Ich will hoffen, du reißt diesen Mistkerl in Stücke!
John ist es unwohl geworden, neben Ling zu sitzen.

nihil, 09.08.2001

Bei Cage / Fish & Associates. Die Fahrstuhltür öffnet sich mit einem Gong. Heraus tritt Billy nebst sechs attraktiven Begleiterinnen, allesamt in schwarze, rückenfreie Kleider gehüllt, die im Gleichschritt vor, hinter und neben ihm herspazieren. Zwei der Mädchen haben sich bei Billy untergehakt. Er selber trägt einen stilvollen schwarzen Anzug mit lavendelfarbenem Hemd und passend gestreifter Krawatte. Aus seinem Mund ragt eine sündhaft große Zigarre. Unvermittelt macht das Gefolge auf Billys Handbewegung halt. Billy dreht sich zu Elaine, die das Treiben mit großen Augen bestaunt, nimmt seine Zigarre aus dem Mund und starrt sie an.
Elaine: Er wartet drüben im Konferenzraum.
Billy nickt, schiebt sich die Zigarre wieder zwischen die Zähne, und auf sein Handzeichen setzt sich die Gruppe wieder in Bewegung in Richtung Konferenzraum.

Im Konferenzraum wartet bereits Billys ach so wichtiger Kunde, Mr. Hallen. Er nippt gerade an einer Tasse Kaffee, als Billy mit den Mädels eintritt, das Septett geschlossen stehen bleibt und Billy die Zigarre erneut aus dem Mund nimmt.
Billy: Mr. Hallen - Billy Thomas. Danke für Ihr Kommen. Ich nehme Ihre Zeit nur kurz in Anspruch. [Halen lässt irritiert die Tasse sinken.] Der Durchschnitt der Anwälte, die Sie beschäftigen, ist uralt. Sie sind Chef einer hippen Werbeagentur, Sie sollten zu einer jüngeren, hipperen Kanzlei wechseln.
Hallen: Einen Augenblick... [Er zeigt auf die Mädchen.] Wer sind die?
Billy: Das sind meine Assistentinnen.
Halen: Ihre Assistentinnen? Was genau machen sie denn?
Billy: Sie sehen, was sie machen. Jeder hat so seine Eigenheiten. Ich arbeite besser, wenn alle meine Sinne geschärft sind. Das erreiche ich durch Stimulierung meiner sexuellen Energie. Schöne Frauen machen mich zu einem besseren Anwalt, das ist nun mal eine Tatsache. Mir gefällt, wie sie aussehen, wie sie duften; das Testosteron, das sie erzeugen, macht mich zum größeren Arsch, und je mehr Arsch ich bin, umso besser bin ich vor Gericht. Bei aller Bescheidenheit: Einen größeren Arsch als mich werden sie nirgendwo finden! [Er steckt sich die Zigarre zurück in den Mund.]

Im Gericht. John ist daran, Marcus zu befragen.
John: Sie hat Ihnen doch nie einen Preis für Sex genannt?
Marcus: Nein.
John: Sie hat Ihnen sogar gesagt, dass sie mit Ihnen schlafen wollte, weil Sie ihr gefielen, stimmt das?
Marcus: Ja, aber ich dachte, sie wurden vielleicht angewiesen, sowas zu sagen.
John: Öööh, wer?
Marcus: [macht eine kleine Pause und beugt sich dann vor] Huren.
John: Haben Sie Leslie für eine Hure gehalten? Sagen Sie mir: Warum dachten Sie, Leslie wäre eine Hure, Marcus?
Marcus: Weil sie mit mir geschlafen hat.
John: Sie können sich nicht vorstellen, dass ein Mädchen das gerne tut?
Marcus: Nein.
John: Warum nicht?
Marcus: Na, ich seh' nicht besonders gut aus.
Nelle rümpft mit leisem Lächeln die Nase.
John: Marcus, warum haben Sie eine Frau engagiert, die mit Ihnen ausgeht?
Marcus: Na ja... wer mit einem schönen Mädchen zu einer Party kommt, wird bewundert... von den Jungs und auch von den Mädchen. Sie glauben, dass man irgendwas Tolles an sich haben muss. Und dadurch kommt man zu echten Dates.
John: Mmh... Haben Sie das... haben Sie das Leslie gesagt?
Marcus: Öhm... Ja.
John: Und wie hat sie reagiert?
Marcus: [lächelt] Mmh, sie fand es süß.
John: Hat sie Ihnen nicht sogar gesagt, dass sie Sie süß findet?
Marcus: Ja.
John: Hat sie gesagt, dass sie Sie attraktiv findet?
Marcus: [lächelt wieder, diesmal breiter] J... ja.
John: Haben Sie ihr geglaubt?
Marcus: Ich wollte ihr glauben.
John: Und während Sie sich geliebt haben, haben Sie es da nicht für möglich gehalten, dass Sie es vielleicht wirklich wollte?
Marcus: [nach einer Pause] Ja.
John: Danke, Marcus.
Er wendet sich ab und geht zu seinem Stuhl zurück. Nelle schaut währenddessen an die Decke. Sie scheint zu verstehen.

In der Bar. Ally und Louis sitzen sich an einem Zweiertisch gegenüber. Ally trägt eine schwarzes T-Shirt, das einen Tiger zeigt, darüber eine hellblaue Strickjacke. Louis ist im schwarzen Anzug mit weinroter Krawatte da. Beide haben klassische Martinis vor sich stehen. Ally spielt von Zeit zu Zeit mit dem Cocktailspieß herum.
Ally: Ehrlich, woher wussten Sie, dass ich Anwältin bin?
Louis: Ich kann eben... in Menschen hineinblicken, das ist alles.
Ally: Na gut, also: Was sehen Sie noch, wenn Sie in mich hineinblicken?
Louis: Tja, Sie mögen es, wenn man über Sie redet. [Ally langt über den Tisch und gibt Louis lachend einen Knuff auf den Oberarm. Louis lacht ebenfalls.] Also gut... Im Ernst, ähm... Sie haben viele Freunde. Alle Leute in Ihrer Kanzlei finden es höchst, äh, faszinierend, mit wem Sie sich verabreden. Sie wären wahrscheinlich... völlig gefesselt davon, Sie hier mit mir sitzen zu sehen.
Ally: Ehrlich gesagt, das ist - das ist... ziemlich zutreffend. Woher wissen Sie das? [Louis sieht nach rechts. Als Ally seinem Blick folgt, erspäht sie Ling, Renée, John, Nelle, Richard, Billy und Elaine, die eine Etage tiefer sitzen und die beiden interessiert begaffen. Als sie bemerkt werden, schauen sie weg.] Oh... ausgesprochen witzig.
Louis: [spricht durch die Zähne] Gehen wir irgendwo hin, wo man uns nicht so beobachtet?
Ally: Gehen wir.
Sie stehen auf, behaken sich aber beim Weggehen durch den engen Durchgang.
Louis: 'Tschuldigung.
Louis geht nach links ab, während die anderen interessiert zusehen, wie Ally fast über einen Stuhl stolpert und diesen wütend zur Seite kickt.
Richard: Hat Ally doch noch jemanden gefunden...
Nelle: [verträumt] Er ist süß.
John: [beiläufig] Miststück. [Die anderen starren ihn entgeistert an, doch John lässt sich nicht beirren.] Angeblich soll er sie damit aufgerissen haben.
Die anderen sehen erstaunt bzw. amüsiert Ally nach, während Nelle neben John schmollt.

In Allys und Renées Wohnung. Während Renée sich einen Tee macht und Ally mit einem Teigschaber in der Hand eine Art Pfannkuchen zusammenbrutzelt, reden die Beiden über Allys Rendezvous mit Louis.
Renée: Ein Versicherungsvertreter?
Ally: Ein frustrierter Vertreter, das ist ein Unterschied. Er sitzt nicht den ganzen Tag in seinem Büro und begutachtet gebrochene Beine. Er ist interessant, Renée. U-und diese Sache mit den Obdachlosen fing an, als er gebeten wurde, die Kosten zu prüfen, die die von den Demokraten geplante Gesundheitsreform insgesamt verursachen würde. Er war wie besessen vom Schicksal der Obdachlosen. Er ist mitfühlend, Renée!
Renée: Hör dir das an...
Ally: Ja, hör dir das mal an! Ich... hab vielleicht einen netten Kerl gefunden, der sogar noch gut aussieht. Ach, bestimmt ist er doch nur ein entlaufener Sträfling, oder er, äääh, war früher eine Frau... oder noch schlimmer: Er wird irgendwann zu erkennen geben, dass er ein echter Vertreter ist, aber-aber... aber weißt du, einen Abend, einen einzigen Abend lang konnte ich den Kerl ansehen und mir sagen: Vielleicht... Weißt du, wie lange es schon her ist, dass ich mit einem echten, legitimen Vielleicht verabredet war?
Renée: Äh... wann siehst du ihn wieder?
Ally: Kann nicht lange dauern: Er ist da drin, in der Dusche.
Renée: Was!?
Ally: Ein Witz. Und die Antwort auf deine Frage ist: Heute Mittag. Wir... gehen zusammen essen.

Im Gericht. John befragt Leslie.
Leslie: Wir haben nie über Sex gegen Geld gesprochen. Ich hab' ihm bestimmt nie einen Preis genannt. Ich fand ihn nett.
John: Sie fanden ihn attraktiv?
Leslie: Ja. Er hat mir sehr gefallen.
Jetzt ist Staatsanwalt Tisbury am Drücker. Er knüpft direkt an die letzte Antwort an.
Tisbury: So sehr, dass Sie gratis Sex mit ihm hatten?
Leslie: Ja, ich finde ihn attrak...
Tisbury: Aber das nächste Date haben Sie ihm wieder berechnet. Ist das Ihre Aussage: Ein Date kostet, aber Sex ist gratis?
Ling beugt sich verärgert zu John, der abwinkt.
Leslie: Wir haben unsere Anweisungen. Ich musste ihm die Dates berechnen.
Tisbury: Wenn seine Mutter Sie nicht überrascht hätte... hätten Sie ihm den Sex auch berechnet?
Leslie: Nein, ich mochte ihn.
Tisbury: Für 175 Dollar?
Ling beugt sich wieder rasch zu John, doch diesmal ist es unnötig.
John: Einspruch!
Richter: Stattgegeben.
Tisbury: Haben Sie sich auch schon mit 16-Jährigen gegen Geld verabredet?
Leslie: Ja. Aber unter 16 würden wir niemals gehen.
Tisbury: Darunter würden Sie nie gehen?
John seufzt und zieht sich am Hemdkragen. Der Staatsanwalt kehrt zu seinem Platz zurück.

In einem Beratungszimmer im Gericht. Der Reihenfolge nach treten Ling, John, Richard und Nelle ein.
Ling: Du warst miserabel!
John: Ling...
Richard: Törtchen...
Ling: Warum hast du nicht klar gemacht, dass bei mir private Treffen mit Kunden strikt untersagt sind?
John: Das hab' ich dir für deine Aussage überlassen!
Nelle: [vorwurfsvoll] Du hättest es früher anführen sollen.
Und jetzt gehen das heillose Durcheinander und die Beteiligten aufeinander los...
John: [geht wütend auf sie zu] Ach, dir kann ich doch nie was recht machen!
Richard: [stellt sich zwischen die beiden] Sch-scho-scho-schon gut...
Nelle: Wie bitte!?
John: Ich brauche diese Art von negativem Input nicht, Nelle!
Richard: [beschwichtigend] Kinder... John... Nelle!
Ling massiert sich die Schläfen.
Nelle: Ich übe konstruktive Kritik! Du siehst darin nur negative Kritik, weil ich deine Hurengeschichte nicht gutgeheißen habe!
Richard: Ach, Turteltäubchen...
John: Ich brauche deine konstruktiven Beiträge nicht!
Richard: Würdet ihr bitte... SCHWAMM DRÜBER! Konzentrieren wir uns auf Lings Verfahren. Wär' das möglich!?

[Kommentar von Dude: Okay, das war ein heilloses Durcheinander! An einigen Stellen konnte ich leider nicht rauskriegen, was nun direkt gebrüllt wurde (siehe Auslassungszeichen bzw. Klammern). Also, Freiwillige vor... Klemmt euch an die Hörgeräte und lauscht nach, was ihr da noch rausfiltern könnt. Ansonsten müssten wir diese Stelle leider unvollständig lassen :-(((]

John: Ich war zumindest volljährig! Sie verhökert ihre kleinen Schlampen an Teenager!
Richard: John!
Ling: Das ist sehr konstruktiv.
Nelle: Wie wär's, wenn du das anführst?
John: [zu Ling] Du gehst als nächstes in den Zeugenstand; es ist wichtig, dass du sympathisch wirkst, im Gegensatz zu deinem Umgang. [Er stürmt hinaus.]
Nelle: Deinen Frosch konnt' ich auch nicht leiden.
John bleibt wie versteinert im Türrahmen stehen.
Richard: Nicht doch...
John sieht sich noch einmal entgeistert zu Nelle um und verschwindet dann endgültig.

Das Büro von Cage / Fish & Associates. Die Fahrstuhltüren öffnen sich und Ally tritt heraus. Sie sieht niedergeschlagen aus. Elaine, die gerade die Financial Times liest und eine Limonade schlürft, sieht überrascht zu ihr auf.
Elaine: Was ist mit dem Essen?
Ally: Er ist nicht gekommen.
Elaine: Was?
Ally: Versetzt, ganz einfach. Ich hätte mir eben nie eingestehen dürfen, dass er mir gefällt, so ist das nun mal, wenn man ein-ein...
Elaine: Es gibt bestimmt einen Grund dafür. Vielleicht ist er ja tot?
Ally: Meinst du?
In dem Moment bietet sich den beiden ein Anblick, der das Gespräch verblassen lässt: Billy mit seinem Sixpack Sekretösen ist im Anmarsch! Vor Ally macht er kurz halt.
Ally: Äääh... B-B-B-B-Billy...
Billy: [nuschelt durch die Zigarre in seinem Mund] Es ist ein Look. Gefällt er dir?
Ally: Nein. Und da du, wie ich gehört habe, den Mandanten an Land gezogen hast, dem das gefällt... was soll der Aufzug jetzt noch?
Billy: [nimmt die Zigarre aus dem Mund] Es passt zu mir.
Während Ally und Elaine ihn noch entgeistert anstarren, zuckt Billy einmal kurz mit den Augebrauen, steckt sich die Zigarre zurück in den Mund und zieht mit seinen Miezen von dannen.
Ally: Uäääh... uäääh, weißt du, ich kann von Glück sagen, dass ich versetzt wurde. Sieh dir an, was aus dem letzten Kerl geworden ist, in den ich verliebt war!
Plötzlich kommt Louis aus dem Fahrstuhl.
Louis: Ally... entschuldigen Sie bitte. Sie werden es nicht glauben, aber ich wurde beinahe überfahren.
Elaine: Siehst du?
Ally: Oh, Sie wurden beinahe überfahren...
Louis: Ich gehe gerade über die Straße, da rast ein Wagen einfach bei rot durch. Es war, als würde er direkt auf mich zufahren.
Elaine: Vielleicht war es eine andere Frau, die sie mal versetzt haben.
Ally: Elaine...
Louis: Wie bitte? [Elaine nuckelt unschuldig an ihrem Strohhalm.] Ich habe im Restaurant angerufen, damit sie Sie benachrichtigen. Ich, äh, ich musste für die Polizei Hunderte von Formularen ausfüllen. Haben wir noch Zeit?
Ally: [schaut umständlich auf ihre Armbanduhr] Ähm... na ja, ich...
Elaine: Ich hab' eine Idee: Ich besorge Sandwiches. Ihr könnt hier essen. Ich brauche fünf Minuten. [Sie geht.]
Louis: Öhm... wunderbar.
Ally: Okay...
Die Beiden lächeln sich an.

Dude, 12.11.2000

Im Gerichtssaal. Ling wird verhört, erst von John, dann vom Staatsanwalt.
Ling: Mädchen sind so dumm. Besonders die auf der High School. Sie wollen das, was andere haben - ob Kleider, Schuhe... sie haben keinen eigenen Geschmack, sondern sie mögen das, was ihre Freundinnen auch gut finden.
John: Und das ist die Überlegung, die hinter Ihrem Begleitservice steckt?!
Ling: Ja. Die Mädchen sehen einen Jungen mit einer schönen Frau und schon wollen sie ihn auch.
John: Aber der Sex?
Ling: Kein Sex. Da gibt's bei mir strenge Regeln. Das ist nur ein Begleitservice.
Tisbury: Das heißt, Sie vermitteln lediglich Begleiterinnen.
Ling nimmt einen Schluck Wasser zu sich und hebt den Zeigefinger. Dann atmet sie lange aus.
Ling: Ja.
Tisbury: Kein unterschwelliges Angebot von Sex?
Ling: Mr. Tisbury, so ein unterschwelliges Angebot gibt es bei jedem Date. So kriegen wir euch dazu, uns zum Essen einzuladen. Auch wenn Mädchen dumm sind. Männer sind noch dümmer.
Nelle, Richard und John blicken erwartungsvoll.
Tisbury: Diese Jungen zahlen also 175 Dollar und bekommen rein gar nichts dafür?
Ling: Sie bekommen Gesellschaft - Konversation! Typisch männlich, das als nichts zu bezeichnen. Euch geht es nur um die Früchte des erogenen Baums! [Zu Richter Walsh.] Euer Ehren, wenn er nur mit seiner Hormonlanze denkt, dann ist es kein Wunder, wenn er solche Fragen stellt.
Nelle, Richard und John müssen sich sammeln :<-1

[Kommentar von Sibo: Linggg, wie wir sie kennen und lieben! Sie steigert sich mal wieder in Höchstform!!!]

Richter: Miss Woo, beantworten Sie bitte nur seine Fragen!
Ling: Männer kapieren das einfach nicht. Wenn sie mit einer Frau auf einer Party erscheinen, wird zuerst sie von den Frauen dort abgeschätzt - dann er. Das heißt nicht, dass es Lesben sind, aber Frauen sind eitle, vom Neid getriebene Tiere. [Nelle schaut zu John, John hält sich die Nase zu.] Wenn eine Frau durch die Tür kommt, die schöner ist als wir, wollen wir wie sie sein. Wir wollen, was sie hat! Einschließlich ihres Kerls, auch wenn er komisch aussieht, wie Marcus. [Marcus schaut völlig fertig. Richard beißt die Zähne zusammen.] Das ist der Service. Sonst nichts. [Die übrigen Anwälte Richard, John und Nelle brauchen zusätzlichen Sauerstoff, d.h. sie atmen tief ein und halten die Luft an.] Wir bieten keinen Sex an. Er ist nicht inbegriffen.
Tisbury: Aber Sie vermitteln Dates an zum Teil minderjährige Jungen?
Ling: Machen wir jetzt eine Kehrtwendung und fangen wieder von vorne an? [Zu Richter Walsh.] Besorgen Sie mir einen echten Staatsanwalt! Er ist langweilig!
Richard muss über Ling grinsen. Nelle verschränkt die Arme. John runzelt die Stirn. Richter Walsh schnauft. Und Linggg nimmt einen weiteren Schluck Wasser zu sich.

In Allys Büro. Louis und Ally stehen vor Allys Schreibtisch und schauen sich an.
Louis: Sie können sie im Kopf hören, so wie Stimmen?
Ally: Ja. Nur dass es eben Musik ist.
Louis: Mhm.
Ally: Wollen Sie es nun ausprobieren?
Louis: Also gut.
Ally: Na dann - es geht los.
Louis schnauft auf. Ally schließt die Augen und beginnt die Musik zu hören: "Dance With Me" von The Drifters, aber natürlich von Vonda interpretiert. Sie nickt mit dem Kopf und ihre Schultern beginnen zu zucken. Sie fängt an zu tanzen. Louis wackelt unbeholfen mit dem Kopf.
Louis: Und jetzt hören Sie die Musik in Ihrem Kopf?
Die Musik verstummt, indem die Drehzahl heruntergeschraubt wird.
Ally: Wie, Sie etwa nicht?
Louis: Das ist noch neu für mich.
Ally: Dann konzentrieren Sie sich! Sie haben Fantasie, Sie haben ein inneres Ohr und außerdem... ist es gar nicht so schwer.
Ally zupft seine Krawatte ein bisschen zurecht. Louis zieht daraufhin sein Jackett aus und legt es auf Allys Schreibtisch.
Louis: Okay. Los geht's.
Sie schauen einander tief in die Augen und Louis beginnt zu tanzen, die Musik setzt wieder ein und auch Ally bewegt sich rhythmisch. Und sie tanzen - closer and closer, much closer, while the music plays, my little darling would you dance with me. Hold me tighter, tighter and tighter, much tighter while the music plays. And now Elaine arrives and what she does is coming closer, closer and closer, much closer to the back of our psychopath. She touches his ass and plays her famous part, which is a fluffer, but now it's out, because she is between the both. And Ally doesn't like that game...

[Kommentar von Sibo: And I go crazier, crazier and crazier, much crazier while the music plays! :-)]

So aber jetzt mal die Singerei bei Seite... Elaine kommt zu dieser zweisamen Situation hinzu. Und sie wäre nicht Elaine, wenn sie aus der zweisamen keine dreisame Situation machen würde. Sie mischt sich dazu und dazwischen mit der Lunch-Tüte in den Händen. Die Musik verstummt dann mit einem Kratzen.
Ally: Elaine!
Elaine: Es ist angerichtet! Und wenn ich sagen darf...
Ally: NEIN!
Elaine: Schnippisches Stück!

[Kommentar von Sibo: Wie lange haben wir schon auf dieses eine Wort gewartet!!! *atme erleichtert auf*]

Elaine verzieht sich.

In der Lobby. Aus dem Aufzug kommen Richard, Ling, Richard und Nelle heraus. Gereizte Stimmung!
Richard: Du hättest doch wenigstens versuchen können, sympathisch zu wirken.
Ling: Ich stand unter Eid.
Richard: Schalottchen!
John hält sich an Richards Schulter fest und entledigt sich seiner Schuhe.
Ling: Wenn es davon abhängt, ob dieser Richter mich mag oder nicht, dann verliere ich. Er kann mich nicht leiden! Was macht dieser komische kleine Mann denn jetzt?
John: Ich entwerfe jetzt für dich meine Schlussrede, du undankbare kleine Zuhälterin.

[Kommentar von Sibo: Wow, John wird ausfällig!]

Ling: [erschrocken] Hhh! [John geht zu seinem Büro. Ling wendet sich an Richard.] Willst du nicht meine Ehre verteidigen?
Richard: Es war ...
John trägt seine Schuhe in den Händen und drückt damit seine Bürotüre auf. Nelle folgt ihm und schmeißt ihre Jacke aufs Sofa. John setzt sich an seinen Schreibtisch und platziert seine Schuhe rechts und links von sich auf dem Schreibtisch.
Nelle: Na schön. Offensichtlich bist du meinetwegen so wütend.
John: Hab' ich dich nach deiner Vergangenheit beurteilt?
Nelle: Tja, ich bin, soviel ich weiß, nicht vorbestraft!
John: [springt vom Schreibtischstuhl auf] Ich auch nicht.
Nelle: Du wurdest nicht verurteilt, aber es war eine Straftat.
John: Es gab kein Opfer bei der Straftat...
Nelle: Wer sagt, dass es keine Opfer gab? Weißt du, wie manche dieser Frauen zu Callgirls werden?
John: Ach Nelle, auf sowas lasse ich mich nicht ein. [Er setzt sich wieder.]
Nelle: Wieviel wollten sie denn fürs Verhauen?
John: Äaa, Biede-äh-Biede-äh-Biede-äh...
Nelle: Du hast sie also verhauen, war's nicht so?
John: [steht wieder auf] Ich habe diese Frauen nicht verhauen. Außerdem gab es nur eine. Die einzige Frau, die ich jemals geschlagen habe, nannte mich einen Pfeifenkopf!

[Kommentar von Sibo: Im O-Ton peckerhead, pecker = US-Slang für Schwanz]

Nelle: Du wendest die Sache schon wieder gegen mich, wieso kannst du...
John: Ich weiß nicht, was du hast. Dir ist aber sicher bewusst, dass jeder Mensch eine Vergangenheit hat. [Nelle kratzt sich an der Schläfe.] Außerdem weiß ich genau, dass du für die Legalisierung der Prostitution bist. Den Streit hatten wir schon, und ich war nicht deiner Meinung. Also was ist mit dir los? Warum bist du so wütend?
Nelle: Äh... ich-ich bin nicht... unbedingt... wütend, sondern eher... [Sie reibt sich hinterm Ohr.] ...verletzt. [Sie setzt sich auf die Lehne des Klientenstuhls.]
John: Warum?
Nelle: So aufgeschlossen ich dem gegenüber bin, dass jeder so leben kann wie er will, ähm, den Mann, den ich mal heiraten will, dem Vater meiner Kinder... es tut weh, dass er mal bei einer Prostituierten war. Ich-ich will nicht vorgreifen, John, für mich ist eine Heirat noch weit weg, aber, ob ich es nun bin oder nicht, eines Tages wirst du verheiratet sein und Kinder haben, und meinst du nicht, dass sie am Boden zerstört wären, wenn sie erfahren, dass ihr Vater mal... ja, ich-ich finde, du hast eine Verpflichtung ihnen gegenüber, auch wenn es sie noch gar nicht gibt. Und... was deine zukünftige Frau betrifft... ich weiß nicht.
John schaut ziemlich betroffen und drückt seinen kleinen Holzrechen gegen das Kinn.

Ally und Elaine tratschen zusammen in der Lobby. Ally hat einen Cappuccinobecher in der Hand.
Elaine: Und wie ging's nach dem Essen weiter?
Ally: Er hat mich nach Hause gebracht und mich zum Abschied wie ein Gentleman geküsst. Er muss eine Frau und ein Kind in einem anderen Staat haben, soviel Glück kann ich nicht haben. [Sie trinkt soeben von ihrem Cappuccino, als der Aufzug klingelt. Es ertönt Billy's Theme und Billy erscheint mit seiner Lack-Lady-Eskorte.] Das ist doch lächerlich. [Ally ruft Billy laut nach.] Wie lange will er damit eigentlich noch weitermachen?

Im Gericht. John hält sein Plädoyer.
John: Im Leben zählt nur das Image. Man ist nicht, wer man ist, sondern das, was andere von einem halten. Und eine schöne Frau am Arm zieht andere Frauen an. Es zieht neue Verabredungen nach sich. Nur dazu ist Ling Woos Begleitservice gedacht. Ja, einige Mädchen haben mit ihren Kunden geschlafen. Aber das war weder die Absicht meiner Mandantin noch ihr Werk.
Richter: Mr. Cage, es ist ein Begleitservice.
John: Das ist nicht illegal, soviel ich weiß.
Richard gesellt sich neben John. Davon scheint der Richter aber eher weniger begeistert zu sein.
Richard: Euer Ehren, Sie erlauben doch?
Richter: Oh mein Gott, nein!
Richard: Beinah jede Frau wird gekauft. [Ling und Nelle sind von dieser Aussage nicht gerade begeistert.] Es ist gut, dass diese Jungs das früh lernen.
Richter: Mister Fish!
Richard: Eine Frau interessiert sich für einen Mann auf Grund der Größe seiner Brieftasche. [John ist entsetzt.] Wann sehen wir schon einmal schöne junge Mädchen in Begleitung von 80-jährigen Sozialhilfeempfängern. [John streicht sich mit beiden Händen über die Backen.] Die Leute in diesem Land werden durch Erfolg verführt, dicker Wagen, imposantes Haus, hübsche Frau... Das ist der american way. [John sackt in sich zusammen.] Und es fällt mir immer schwerer, mitansehen zu müssen, wie die Nation von einem Bezirksstaatsanwalt schlecht gemacht wird, der vermutlich mit einer hässlichen Frau verheiratet ist, obwohl er sich vermutlich mit einer eigenen Kanzlei etwas hübsches...
Warren Tisbury setzt sich empört in seinem Stuhl auf.
Richter: Mister Fish!!!
John: Euer Ehren, es wurde kein Sex verkauft. Ende der Geschichte. Uns mag zwar der Gedanke nicht behagen, dass Oberschüler Dates kaufen, aber es verstößt nicht gegen das Gesetz. [John setzt sich und drückt dabei Richard mit auf dessen Stuhl.]
Tisbury: Es ist ein Begleitservice. Und wir wissen zufällig genau, dass drei hübsche Mädchen mit drei nicht besonders gut aussehenden Jungen geschlafen haben. [Marcus stützt seinen Kopf in die Hand.] Geld wechselt den Besitzer und dann hat man Sex. Sie sagt, sie hätte mit ihm geschlafen, weil sie ihn mochte. Aber das nächste Date berechnet sie ihm wieder. Und das Gericht urteilt nach gesundem Menschenverstand. Danach wurde eine Straftat begangen.
John: Nein. Es ist keine Straftat. Ist es etwas, was den Jungen oder Miss Woo inzwischen peinlich sein müsste? Vielleicht. [Nelle schaut auf und senkt dann nachdenklich ihren Kopf.] Würden sie es eines Tages gerne ungeschehen machen? Vermutlich. Es lastet für immer auf ihrer Vergangenheit. Womöglich auch auf ihrer Familie. Und schon deshalb werden sie es sicher bereuen. [Nelle schaut in die Ferne.] Aber das wird woanders entschieden. Hier jedoch, vor diesem Gericht, ist keine Straftat begangen worden.
John setzt sich. Die Kamera schwenkt auf die gesamte Anklagebank und man sieht, wie Nelle ihren Blick nachdenklich und leicht betroffen zur Decke wendet.

In einem Vorzimmer der Versicherungsgesellschaft, bei der Louis arbeitet. Ally kommt in ihrer grauen Jacke und mit ihren hübschen, mit Blümchen bestickten Strickhandschuhen herein.
Sekretärin: Kann ich Ihnen helfen?
Ally: Ja. Ich bin Ally McBeal und ich möchte gerne zu Louis Waters.
Sekretärin: [abweisend] Das tut mir leid. Er ist nicht mehr bei uns. [Sie wendet sich wieder ihrer Arbeit zu.]
Ally: Seit wann?
Sekretärin: Sie sind?
Ally: Ally McBeal. Ich bin mit ihm persönlich befreundet.
Sekretärin: Moment bitte. [Sie nimmt das Telefon, man hört das Freizeichen.] Hier möchte jemand zu Louis Waters. Sie sagt, sie wäre mit ihm befreundet. [Sie legt wieder auf.] Es kommt gleich jemand zu Ihnen.
Ally: Was soll das heißen?
Sekretärin: Es kommt gleich jemand zu Ihnen!
Ally: Danke! Aber sagen Sie mir doch, warum Sie so geheimnisvoll tun!
Im Hintergrund naht bereits der Chef.
Chef: Entschuldigung, Sie sind...?
Ally: Aäähm... Ally McBeal, ich, ähm, bin mit Louis befreundet. Er hat gesagt, er würde hier arbeiten.
Chef: Ja, früher. Und, äh, wie gut kennen Sie Louis, Miss McBeal?
Ally: Wir sind, ähm, miteinander ausgegangen.
Chef: Er leidet an einer paranoiden Persönlichkeitsstörung. Er hat bis vor sechs Monaten hier gearbeitet. Wir haben gehört, dass er jetzt auf der Straße lebt.

[Kommentar von Sibo: Und damit wird aus dem "vielleicht" wohl eher ein "nein".]

Jetzt mal ein bisschen ernster, ein paar Infos über die paranoide Persönlichkeitsstörung (nach ICD - F 60.0). Die Personen leiden u.a. unter Folgendem:
- Übertriebene Empfindlichkeit bei Rückschlägen und Zurücksetzung
- Neigung zu ständigem Groll wegen der Weigerung, Beleidigungen, Verletzungen oder Mißachtungen zu verzeihen
- Mißtrauen und eine starke Neigung, Erlebtes zu verdrehen, indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als feindlich oder verächtlich mißgedeutet werden
- Streitsüchtiges und beharrliches, situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen Rechten
- Inanspruchnahme durch ungerechtfertigte Gedanken an Verschwörungen als Erklärungen für Ereignisse in der näheren Umgebung und in aller Welt

Sibo, 10.11.2000

Musik spielt. In der Kanzlei. Ally kommt mit enttäuschtem Blick aus dem Aufzug und trottet in ihr Büro. Sie sieht Louis dort auf sie warten, geht hinein und schließt sanft die Tür. Die Musik verstummt.
Louis: [steht auf, dreht sich um] Überrascht? [Er lächelt und zieht ein paar Rosen heraus.]
Ally: [unbeeindruckt, traurig] Du leidest an einer paranoiden Persönlichkeitsstörung, Louis. Ich komme gerade... von der Versicherungsgesellschaft, für die du früher gearbeitet hast. Außerdem habe ich bei der Polizei nachgefragt. Du hast 73 Mal Klage eingereicht und jedes Mal behauptet, jemand wolle dich töten... Du lebst auf der Straße... Hast du diese Sachen gestohlen? [Sie deutet mit dem Arm auf ihn.]
Louis: ... Ja.
Ally senkt ihren Kopf.
Ally: [verzweifelt] Warum lässt du dir denn nicht helfen?
Louis: [aus tiefstem Herzen] Diese Medikamente, sie... ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Sie machten mich... langsamer, gleichgültig und sie stumpften meine Sinne ab. Aber dann habe ich dich kennen gelernt und fing wieder an, sie zu nehmen. Ich will jetzt... wieder gesund werden, ich kann gesund werden. Ich weiß, dass ich es kann. Ich wollte es bisher nur nicht für einen blöden Job als Schadensregulierer machen... aber... um bei dir zu sein. Ich bin dir bis hierher gefolgt. Du... du bist es wert, dass ich mich wieder eingliedere, nur deinetwegen will ich zurück. Ich werde wieder gesund, das... weiß ich genau! [Ally schließt kurz die Augen, nachdenkend.] Können wir uns... trotzdem noch weiter sehen?
Ally: [ihre Gefühle überspielend] Ich glaube nicht, dass es mit uns was wird.
Louis: Eh, ich krieg' das in den Griff und... so wie du... manchmal Stimmen hörst... Ally, Al Green... ich... wir verstehen einander, das weiß ich.
Ally: Louis... [Sie kommt näher.] ...w-würdest du... wie-wie wär's, wenn ich jemanden finde, der dich behandelt, ich kenne viele gute...
Louis: [sie unterbrechend] Nein, ich spreche... ich spreche nicht von Behandlung, ich lasse mich ja behandeln, ich spreche von dir und mir.
Ally: [ein wenig den Kopf schüttelnd] Ich... glaube nicht, dass es mit uns was wird.
Musik beginnt zu spielen.
Louis: Sag mir, wieviele... können in dich hineinsehen so wie ich? [Allys Blick wandert traurig zum Boden, eine eindeutige Antwort auf Louis' Frage.] Okay...
Louis dreht sich um, legt die Rosen auf Allys Schreibtisch und währenddessen schaut Ally nachdenklich zur Seite. Louis geht an Ally vorbei zur Tür hinaus. Ally starrt traurig in die Leere und seufzt schwermütig.

Die Skyline von Boston. Dann verstummt die Musik. Der Gerichtssaal - Urteilsverkündung.
Richter: Die Vorstellung, dass Oberschüler Dates mieten, ist gelinde gesagt widerlich. Mr. Cage, ich will zu Ihren Gunsten annehmen, dass Sie sich, als Sie davon erfuhren, einen Moment gesammelt haben. [John findet diese Anspielung unpassend.] Nichtsdestotrotz gibt es keinen Beweis dafür, dass sexuelle Dienste gegen Bezahlung angeboten wurden. Die Anklage gegen Miss Woo wird fallen gelassen... [Ling atmet auf, Richard lächelt.] Sie können gehen mit der moralischen Verurteilung des Gerichts. [Der Gerichtshammer fällt.] Verhandlung geschlossen.
Richard: [zu Ling, erfreut] Moralische Verurteilung, das bringt Kunden!
Ling: Danke, Richard! [Zu John.] John, ich erhebe Klage wegen böswilliger Verleumdung.
Richard: Weißt du... d-d-d... [Lings sonderbarer Hut stochert in Richards Gesicht herum.] Ähm... d-damit warten wir noch, ja?
Alle verlassen den Gerichtssaal, Nelle geht an John vorbei John, der sich hingesetzt hat.
Nelle: [dreht sich um zu John, zögernd] Na, kommst du?
John: action{erklärend} Ich hatte nie die Absicht, meinen Kindern weh zu tun. Und dir wollte ich... am allerwenigsten weh tun.
Nelle: Hm, ach weißt du, ich bin wahrscheinlich ein bisschen... verständnislos gewesen.
John: Nein... das warst du nicht. Es tut mir leid.
Nelle nimmt Johns Hand, er legt seine zweite auf ihre. Musik spielt.

Die Kamera zeigt die dunklen, verschneiten Straßen Bostons. Ally in ihrem Büro. Sie wippt melancholisch auf ihrem Stuhl, starrt nachdenklich in die Leere. Elaine, an dem Türrahmen lehnend, schaut ihr mitfühlend zu. Sie kreuzt ihre Arme und geht langsam mit gesenktem Kopf auf Ally zu. Die Musik verstummt wieder.
Elaine: [sanft, verständnisvoll] Das war richtig von dir.
Ally dreht sich in Elaines Richtung.
Ally: [zweifelnd] Wirklich? [Elaine nickt zustimmend.] Dass ich ihm keine Chance gegeben habe, weil er obdachlos ist?
Elaine: [tröstend] Ally... es wäre nicht gut gegangen. Er ist krank. Du hast das Richtige getan.
Ally: Ja... [Elaine anschauend, mit einem Lächeln.] Danke...
Elaine: [aufmunternd] Gehen wir zusammen was trinken?
Ally: Hmmm... nein, ich geh' lieber gleich nach Hause... Danke.
Elaine: Du hattest gar keine Wahl.
Elaine schaut noch kurz Ally an, dreht sich dann um und geht heraus. Ally schließt ihre Augen, dreht sich wieder dem Fenster zu und schaut dem Schneetreiben draußen zu. Vonda singt: "I Hope That I Don't Fall In Love With You" von Tom Waits.

Die Kamera zeigt Ally, wie sie einsam vorbei an Lichterketten durch die Straßen geht. Auch Nelle und John gehen gemeinsam nach Hause, John stolpert kurz, aber Nelle fängt ihn auf, sie lächeln sich an. Währenddessen sieht Ally mit Erstaunen Louis mit anderen Obdachlosen sich an einem Feuer wärmen. Sie schaut ihm einige Zeit sehnsüchtig zu, wie er sich mit den anderen unterhält, geht dann aber weiter, dreht sich noch kurz um, um dann endgültig heimwärts zu gehen.

molily, 12.11.2000

Dieses Transkript wurde von einer Gruppe von Ally-Fans für alle Ally-Fans erstellt. Es ist ein Spaß-Projekt, bei dem jede und jeder mitmachen darf. Jede Folge wird, sobald sie ausgestrahlt worden ist, von Sibo in mehrere Abschnitte unter- und auf die verfügbaren Transcriber verteilt. Diese schicken ihre Texte an nihil, der die Teile korrigiert und zusammenfügt. Wenn jemand einen Beitrag leisten oder die Transkripts auf seiner Webseite veröffentlichen möchte, kann er sich an eine dieser beiden Kontaktpersonen wenden.

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