die deutsche Ally McBeal FanPage

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letzte Aktualisierung: 13.10.2001


#116 Ein unmoralisches Angebot [Forbidden Fruits]

Inhalt | Facts | Eure Meinung | Engl. Transkript | Deutsches Transkript | Screenshots

 

Im Konferenzzimmer der Kanzlei. Ally und Billy sitzen auf der einen Seite des Tisches, Georgia und John auf der anderen. Richard steht vor dem Fenster am Kopfende des Tisches.
Billy: Sexaholic?
Richard: Ich habe eine Psychiaterin gefunden, die aussagen wird, dass er genau das ist. Ein Sexaholic. Sie möchte ihn vorher mal sehen.
Ally: Er ist US-Senator, Richard. Er wird nicht zulassen, dass wir ihn als Sexsüchtigen hinstellen.
Richard: Ach was, Politiker lieben sowas. Vielleicht stimmt es sogar. Wie ich höre, nennt man seinen Penis die Titanic, weil über 1500...
Ally, Billy: Richard!
Richard: Schwamm drüber.
Georgia: Wir werden den Fall nicht mit dem Argument gewinnen, dass er sexsüchtig ist. Hier geht es bloß um eine Affäre, die außerdem zur Ehe führte. Wir können...
Richard: Und wenn man mit anderen Affären kommt, als Verhaltensmuster?
Ally: Es gibt keine Anzeichen für andere Affären.
Richard: Dann finden wir eben Beweise für seine Sucht nach Sex.
alle: Richard!
Billy: Konzentrieren wir uns etwas. Wir sind alle ein wenig nervös, also immer mit der Ruhe.
Richard: Wir sollten ein abgekürztes Verfahren beantragen.
Georgia: Darüber hat das Verfassungsgericht schon entschieden.
Richard: Es betraf den Präsidenten, nicht Senatoren.
Ally: Richard, wenn der Präsident während seiner Amtszeit verklagt werden kann, wird es schwer fallen zu beweisen, dass das für den Senator nicht gilt.
Richard: Wir sollten es versuchen.
Ally: Richard.
Richard: Ally.
Ally: Richard.
Richard: John?
John summt lediglich.
Ally: Na schön, in der Sache selbst haben wir eine Chance.
Billy: Wenn wir mit Rechtsausführungen beginnen...
Ally: ...die eine bereits entschiedene Sache wieder aufrollen...
Billy: ...dann verlieren wir.
Ally: Wir werden keinen guten Eindruck machen...
Billy: ...was unserer Glaubwürdigkeit vor Gericht...
Ally: ...schaden wird.
Richard: Habt ihr in der Schule Spickzettel ausgetauscht?
John: Darf ich einen Vorschlag machen? Der Antrag auf ein abgekürztes Verfahren wird nur vor dem Richter gestellt. Es besteht nicht die Gefahr, sich vor den Geschworenen lächerlich zu machen.
Richard: Genau.
Billy: Es besteht die Gefahr...
Ally: ...den Richter dadurch zu verärgern. Sag du's.
Billy: Wenn wir beim Richter unsere Glaubwürdigkeit verlieren, könnte das unsere Chancen vor Gericht mindern.
John: Deshalb wird Richard den Antrag begründen, denn vor dem Richter genießt er sowieso keine Glaubwürdigkeit.
Richard: Na also. Ich war schon lange nicht mehr im Gericht. Ja, gut. Ich schaff' das schon. Gut!
Richard verlässt lachend das Zimmer.
Georgia: Dieser Fall steht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Alle Medien werden darüber berichten. Und Richard wird sich hinstellen und anfangen, Rechtsfragen zu erörtern?
Die vier anwesenden Anwälte müssen sich sammeln.

Intro

In der Unisex-Toilette. Richard betrachtet sich konzentriert in einem der Spiegel.
Er kann die Melodie von "Going The Distance" hören.
John stürzt aus einer der Kabinen und geht zu Boden.
Richard: John. Isometrische Übungen am frühen Morgen?
John: Ich hab' Schwierigkeiten beim Absteigen. Was machst du?
Richard: Ich bereite mich vor, ich werde tatsächlich vor Gericht streiten. Ich habe die Glocken gehört, pass auf.
Richard konzentriert sich erneut.
Aber dieses Mal hört er statt der Glocken nur die akustischen Begleiterscheinung einer Flatulenz.
Richard: Upps, schwamm drüber. Das zählt nicht.
John: Vergiss den Knopf nicht.
Richard: Wie bitte?
John: Von der Jacke. Wenn du aufstehst, knöpfst du die Jacke zu. Als Zeichen des Respekts vor dem Richter.
Richard: Gut.
John: Du respektierst seinen Raum und du respektierst ihn.
Richard: Gut.
John: Du stellst dich hin, du nimmst Haltung an. Und dann machst du den Knopf zu.
Richard: Ausgezeichnet. Was ist mit dem Hosenschlitz?
John: Was? Ah. [Er schließt den Reißverschluss seiner Hose.] Ein wichtiger Fall, Richard. Und du fühlst dich dem gewachsen?
Richard: Keine Frage. Ja.

In Allys Büro. Ally und Billy besprechen sich mit Senator James Foote und seiner Frau Nancy.
Ally: Wir versuchen Ihr Verfahren auszusetzen bis nach Ihrer Amtszeit.
James: Wie denn? Durch mich ist eine Ehe in die Brüche gegangen. Auch für Kongressmitglieder gilt da wohl kaum die Immunität.
Ally: Tja, Richard ist der Ansicht, dass auch persönliches Verhalten darunter fallen könnte. Ich halte das für unwahrscheinlich.
Billy: Es ist einen Versuch wert. Im Prozess wird man erörtern, wie Sie sich kennen gelernt haben, wie Sie sich ihr gegenüber verhalten haben, wie Ihr Sexualverhalten aussieht. Der Fall ist für die Medien wie geschaffen.
Nancy: Ich verstehe gar nicht, wie es zu einem Verfahren kommen konnte. Man hört dauernd davon, dass Ehen zerbrechen.
Billy: Juristisch gesehen ist das ein Klagegrund. Störung der ehelichen Lebensgemeinschaft. Letztes Jahr hat eine Exfrau die Geliebte ihres Mannes verklagt. Die Geschworenen sprachen ihr eine Million Dollar zu.
Ally: Und deshalb sollten wir unbedingt versuchen, das Verfahren niederzuschlagen.
James: Also gut.

In der Unisex-Toilette. Ally und Georgia frischen ihr Make-up auf.
Ally: Eigentlich ist das dumm. Ein Mann verklagt einen anderen, weil der seine Ehe kaputt gemacht hat. Letztendlich hat niemand Schuld.
Georgia: Wieso denn dumm? Wenn jemand eine Ehe kaputt macht, sollte sie auch die Konsequenzen tragen.
Ally: Er.
Georgia: Richtig, er. Hattest du sie schon mal als gegnerische Anwältin? Anna Flint?
Ally: Mhmh, und du?
Georgia: Nein, aber es heißt, sie hätte was drauf. Sie ist nicht gerade die tollste Anwältin, aber angeblich hat sie ein umwerfendes Lächeln und die Geschworenen verlieben sich alle in sie.
Ally: Ja, ich hab' gehört, sie ist ein Miststück.
Georgia: Und was für eins. Von wem hast du das?
Ally: Ich weiß nicht mehr. Aber ich glaube, es stimmt.
Georgia: Ja, glaube ich auch. Und sie versucht gegnerische Anwälte aufzuziehen. Also lass dich nicht reizen.
Ally: Ach was.
Georgia: Bereit?
Ally: Ich hoffe.
John betritt die Toilette, mit seiner Fernbedienung spült er - zweimal.

In der Kanzlei. John und Richard sind auf dem Weg zum Gericht. Im Gehen überreicht Elaine Richard einige farbige Aktenordner.
Elaine: Rechtliche Anmerkungen in blau, Fakten und Sachverhalte in rot.
Richard: Ich... also...
Elaine: Prozesseinsprüche in knallpink. Und ich hab' die Teile von Aussagen mit Leuchtstift markiert, die eventuell hilfreich sein könnten.
Richard: Okay. [Billy und Georgia schließen sich der Gruppe an.] Gehen wir. Los, gehen wir!

Ein Korridor im Gerichtsgebäude. Richard und John führen die Gruppe der Verteidiger an.
Richard: Geht's hier lang zum Gerichtssaal?
John: Gib vor, es zu wissen.
Richard: Gut, pssst.

Im Gerichtssaal kurz vor Prozessbeginn. Die Beteiligten nehmen ihre Plätze ein. Billy und Richard gehen direkt zum Tisch der Verteidigung, wo Nancy und James schon warten. Ally und Georgia begutachten aus sicherer Entfernung ihre Gegnerin.
Billy: Sind Sie soweit?
James: Fertig.
Ally: Oh, da ist sie ja.
Georgia: Ja, ich sehe sie.
Ally: Ich weiß nicht, was an der so toll sein soll.
Georgia: [zustimmend] Ähäh.
Ally und Georgia gehen zu ihren Kollegen, auf dem Weg dorthin werden sie vom zweiten Anwalt des Klägers angesprochen. Er macht sie mit Anna Flint bekannt. Sie zeigt ihr umwerfendes Lächeln.
2. Anwalt: Ally, das ist Anna Flint. Sie wird diesen Fall verhandeln. Ally McBeal.
Ally: Hallo.
Anna: Hallo, freut mich sehr.
2. Anwalt: Georgia Thomas.
Georgia: Hallo.
Anna: Freut mich.
Ally: Wow, das ist vielleicht ein Lächeln!
Richter Kenneth Steele betritt den Saal.
Gerichtsdiener: Bitte erheben Sie sich. [Der Richter nimmt Platz.] Setzen Sie sich.
Richter: So, man hat mich unterrichtet, dass der Beklagte einen Antrag auf abgekürztes Verfahren stellen möchte.
Ally: Ja, ja, Euer Ehren, in dieser Frage hat mein Kollege Richard Fish das Wort.
Richard erhebt sich und knöpft seine Jacke zu.
Richard: Euer Ehren, mein Name ist Richard Fish. Und bevor ich mit der Beweisführung beginne, möchte ich zugeben, dass ich nicht allzu objektiv bin, denn ich bin nicht nur Anwalt und Vertreter des Rechts, ich bin außerdem Staatsbürger der Vereinigten Staaten von Amerika und als solcher bin ich empört, dass diese billigen Klagen den Ablauf wichtiger Regierungsgeschäfte behindern können.
Richter: Mr. Fish, das Verfassungsgericht hat vor kurzem entschieden, dass der Präsident der Vereinigten Staaten während seiner Amtszeit verklagt werden kann. Also warum dann nicht ein Senator?
Richard: Ja, schön, dass Sie die Frage stellen. Das gibt mir die Gelegenheit, mich zu einer winzigen, bisher ignorierten Kleinigkeit in Bezug auf die Clinton-Jones-Entscheidung zu äußern.
Richter: Und das wäre?
Richard: Eine falsche Entscheidung.
Richter: Von wem?
Richard: Vom Verfassungsgericht. Völlig daneben.
Richter: Das Verfassungsgericht liegt völlig daneben?
Richard: Ja.
Richter: Und Sie möchten, dass stattdessen Ihr Urteil angenommen wird?
Richard: Ja! ... Hab' ich gewonnen?
Richter: Nein, Sie haben nicht gewonnen.
Richard: Euer Ehren, das Urteil basierte auf der Voraussetzung, dass eine Klage gegen den Präsidenten ihn weder zeitlich beanspruchen noch in seiner Arbeit behindern oder stören würde. Wie bitte? Sind die von Sinnen? Seine Arbeit wird nicht behindert, seine Zeit nicht in Anspruch genommen? Ich verrate Ihnen etwas, Euer Ehren. Das Verfassungsgericht, die sind alt. [Ally, John, Billy und Georgia müssen sich wieder einmal kurz sammeln.] Und die Medien? Nehmen Sie eine x-beliebige Zeitung. Worauf sind die eingestellt? Dreck, Klatsch, Verleumdung, Schlamm.
Anna: Was hat das mit der Sache zu tun?
Richard: Ich nenne Ihnen zwei Gründe. Erstens: das amerikanische Volk - ziemlich dumme Leute. Wollen Sie einen Querschnitt? Entweder sind sie Gäste bei Talkshows oder sie sitzen auf Geschworenenbänken. Zweitens: Anwälte wie ich. Ich verklage jeden. Und das Für und Wider? Ha, wen kratzt das?! Ich verfolge Senatoren zum Spaß. Und keiner soll mir sagen, ich könnte einen Abgeordneten damit nicht von seiner Arbeit abhalten. Bei den heutigen Medien prüft man ja keine Fakten mehr. Ich könnte zum Beispiel sagen, dass Sie... [Richard zeigt auf den Richter.] ...Sex mit einer Ziege haben. Alles gelogen, na und? Ich brauch' es nur zu sagen, Newsweek druckt es, und plötzlich beschäftigen Sie sich nur noch mit Schadensbegrenzung. Das Verfassungsgericht hat Mist gebaut. Das sage ich Ihnen, das sage ich denen. Falsche Entscheidung, völlig falsche Entscheidung.
Als Richard seine Ausführungen beendet, bekommt er spontan Applaus von den Zuschauern, was ihm sehr gefällt.
Richter: Ruhe, beruhigen Sie sich!
Richard: Sehen Sie, ich liege richtig.
Richter: Mr. Fish, ich bin trotz Ihrer fesselnden und instruktiven Analyse geneigt, die Entscheidung unseres höchsten Gerichtes nicht aufzuheben.
Richard: Notieren Sie bitte "Verdammt!", fürs Protokoll.
Richter: Die Verhandlung beginnt morgen um 10.
Mit einem Schlag seines Hammers beschließt der Richter die Verhandlung. Die Zuschauer und Prozessbeteiligten erheben sich und verlassen langsam den Saal. Anna geht zu Ally hinüber.
Anna: Das war ziemlich beeindruckend, das muss ich schon sagen.
Ally: Ja, das ist unser Richard.
Anna: Ally, verzeihen Sie bitte, wenn ich das sage, aber finden Sie es nicht ein wenig unangebracht, einen so kurzen Rock im Gerichtssaal zu tragen? Entschuldigen Sie, ich hätte das nicht sagen sollen. Ich dachte, als Frau hätte ich...
Ally: Ja, und als Frau, Anna, wir alle wissen, dass sie nicht echt sind.
Anna: Was ist nicht echt?
Ally: Diese Zähne. [Sie geht davon und lässt eine Zähne bleckende Anna zurück.]

Abends in Allys Apartment. Renée und Ally sitzen auf der Couch, der Fernseher läuft. Im Moment kann man darin Richard sehen, der sich vor einer Vielzahl von Mikrofonen äußert.
Richard: Wir machen ständig besondere Ausnahmen. Junge Männer werden in den Krieg geschickt, in den Tod, zum Wohle des Landes. Das nationale Interesse wird höher bewertet als ihr Leben. Aber ein Versager, der heult, weil seine Frau ihn verlassen hat, wird über das nationale Interesse gestellt? Dieses Land muss regiert werden! Und-und-und natürlich lassen Politiker alles fallen, wenn es um ihr Image geht. Es gehört zu ihrem Geschäft, beliebt zu sein.
Renée schaltet den Fernseher aus und steht auf.
Renée: Weißt du, ihr solltet ihm wirklich sagen, er soll nicht reden.
Ally: Er hat gesagt, er würde aufhören, sobald seine 15 Minuten um sind. Findest du, dass das überhaupt verhandelt werden sollte? Ein sitzen gelassener Mann verklagt den, der dazwischen gekommen ist. Das ist doch daneben, oder nicht?
Renée: Ich denke schon. Allerdings betrachte ich das aus meiner Perspektive. Ich bin gewöhnlich die, die sich dazwischen drängelt. Welche ist deine Perspektive, Ally?
Ally blickt nachdenklich zu Renée auf. Diese Frage beschäftigt sie offensichtlich auch noch, nachdem Renée das Zimmer verlassen hat.

Im Gerichtssaal. Joe Bepp sitzt im Zeugenstand. Er ist der Mann, den Nancy wegen des Senators verlassen hat.
Anna: Ist es nicht ein wenig peinlich, den Mann zu verklagen, den Ihre Frau Ihnen vorzieht?
Joe: Ja, ich bin sicher, auf die Öffentlichkeit wirkt es jämmerlich. Aber es wäre noch jämmerlicher, wenn ich zu Hause sitzen und mich selbst bemitleiden würde.
Anna: Man könnte Ihnen vorwerfen, dass Sie damit an die Öffentlichkeit gehen, Mr. Bepp.
Joe: Ich gehe an die Öffentlichkeit. Ich erhebe meine Stimme. Meine Frau und ich waren zusammen glücklich. Dann ist er in unsere Ehe eingebrochen, er hat sie kaputt gemacht.
Anna: Woher wissen Sie, dass sie nicht sowieso zu Ende gewesen wäre?
Joe: Weil meine Frau es mir gesagt hat. Sie hat gesagt, sie würde mich noch lieben. Sie konnte sich nicht vorstellen, nicht für immer mit mir zusammen zu sein, bis er aufgekreuzt ist.
Anna: Hat sie das vielleicht nur so gesagt? Wenn jemand eine Beziehung beenden möchte, dann versucht er oft, dem Partner irgendwie zu schmeicheln.
Ally: So mache ich das.
Joe: Da ist was Wahres dran. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er einer verheirateten Frau nachgestiegen ist.
Ally ist nun an der Reihe.
Ally: Und Sie meinen, das Gericht sollte das Weiterbestehen der Ehe erzwingen?
Joe: Das Gericht sollte jeden zur Rechenschaft ziehen, der vorsätzlich versucht, eine Ehe zu zerbrechen.
Richard: [erhebt sich plötzlich] Euer Ehren, darf ich kurz mit der Anwältin reden?
Richter: Ganz kurz.
Ally kommt zu ihm herüber.
Richard: Das läuft furchtbar.
Ally: Richard, ich bin noch nicht fertig.
Richard: Trotzdem, bisher ist es furchtbar. Schwamm drüber.
Er setzt sich wieder. Ally wendet sich wieder dem Kläger zu.
Ally: Mr. Bepp, was ist mit einem Mann, der nicht versucht, einer Frau nachzusteigen, auch wenn er sich zu ihr hingezogen fühlt? Daran ist doch nichts auszusetzen, oder?
Joe: Nein.
Ally: Und wenn sie sich zu ihm hingezogen fühlt und sich vielleicht einfach durch die räumliche Nähe zu ihm in ihn verliebt, kann man ihm eigentlich nichts vorwerfen, oder?
Joe: Nein, aber wenn er...
Ally: Nein-nein, einen Moment. Nehmen wir an, zwei Menschen, die füreinander etwas empfinden, halten sich voneinander fern. Nehmen wir an, sie verleugnen ihre Gefühle sogar. Aber trotzdem besteht kein Zweifel daran, dass die beiden sich lieben. Kann man ihnen da etwas vorwerfen?
Joe: Wenn sie sich trotzdem zurückhalten, nein. Aber wenn er sich nicht zurückhält...
Ally: Ist es nicht schwierig, da die Grenze zu ziehen, Mr. Bepp? Wie weit muss er sich zurückhalten? Bei zwei Menschen, die eng zusammen arbeiten, bekommen die Gefühle ein Eigenleben. An welchem Punkt überschreitet der Mann die Grenze? Mit einem Lächeln? Oder einer freundlichen Geste? Oder dem Geständnis seiner Gefühle für sie? Ist es nicht unmöglich für uns, da die Grenze zu ziehen, Mr. Bepp?
Joe Bepp weiß darauf keine Antwort.

In der Kanzlei. Das Anwaltsteam kommt gerade vom Gericht zurück. Elaine fängt sie gleich am Fahrstuhl ab. Georgia geht jedoch einfach weiter und lässt die anderen dort zurück. Billy folgt ihr.
Elaine: Wie ist es gelaufen?
Richard: Oh, großartig. Ally war toll. Sie hat die Grenzen verwischt, ich kam völlig verwirrt heraus. Jetzt ist John dran. Bist du bereit?
John: Und ob.
Billy: Georgia.
Georgia: Halt den Mund.
Billy: Was?
Georgia: Tut mir Leid, so meine ich es nicht. Ich kann nur... [Sie schaut ihm in die Augen.]
Billy: Was hast du?
Georgia: Halt den Mund.
Georgia versucht wegzugehen, Billy hält sie jedoch fest.
Billy: Wollen wir nicht in mein Büro gehen und miteinander reden?
Sie gehen in sein Büro.
Georgia: Jedes Mal rede ich mir ein, es wäre nichts. Jedes Mal, wenn ich glaube, Fortschritte zu machen, wird mir klar, dass ihr beide keine macht.
Billy: Sie hat einen Mandanten verteidigt.
Georgia: Mann, war sie gut. Sie war so fantastisch, als hätte sie sich selbst verteidigt, nicht?
Billy: Weißt du was, Georgia? Am besten, du gehst los und lässt dir eine neue Frisur machen oder sonst irgendwas.
Georgia: Was?
Der Streit gewinnt deutlich an Lautstärke.
Billy: Ich hab' die Nase voll davon.
Georgia: Du hast die Nase voll davon?
Billy: Ja, randvoll.
Georgia: Du schreist, weil du weißt, dass du im Unrecht bist.
Billy: Das tue ich nicht!
Billy starrt zum Fenster heraus. In einem ruhigeren, resigniert klingenden Tonfall setzt Georgia die Unterhaltung fort.
Georgia: Warum belügen wir uns? Du weißt genau, du liebst sie noch. [Er blickt kurz zu ihr herüber.] Warum belügen wir uns denn?
Georgia verlässt den Raum. Vor der Tür warten John und Richard, die durch das Geschrei angelockt wurden.
Richard: Georgia.
Georgia: Ich bin nicht mehr an diesem Fall beteiligt.
Richard: Was soll das heißen? Wir sind ein Team.
Georgia: Ich gehöre nicht mehr zu deinem kleinen Team.
Auch Billy kommt aus seinem Büro. Er geht auf Ally zu, die sich in der Nähe von Elaines Schreibtisch aufhält.
Billy: Hey! Ich muss kurz mit dir reden. [Sie gehen in Allys Büro.] Egal, was zwischen uns ist oder auch nicht, das gehört nicht in den Gerichtssaal. Das war unprofessionell, was du dir geleistet hast, und es war nicht in Ordnung.
Billy stürmt wieder heraus, Elaine kommt herein.
Elaine: Was es auch war, ich bedauere, nicht dabei gewesen zu sein.
Richard hat die Szene beobachtet. Er spricht Billy an, der zügig zu seinem Büro zurückgeht.
Richard: Teambesprechung?
Billy: Halt den Mund, Richard. Halt den Mund!
John: [geht zu Richard hinüber] Diese Räume sind voll emotionaler Spannungen.
Billy schlägt die Tür hinter sich zu. Der Knall lässt Richard und John zusammenzucken. Ally betritt kurz nach Billy sein Büro, auch sie schließt die Tür geräuschvoll.
Ally: Egal, was mit dir los ist, zerr mich nie wieder in mein Büro, lass deine Wut an mir aus und verschwinde, ohne mich zu Wort kommen zu lassen!
Billy: Schön, dann lass hören.
Ally: Was willst du hören?
Billy: Was du zu sagen hast. Lass hören.
Ally: Ich hab' nichts zu sagen.
Billy: Was?
Ally: Ich weiß ja noch nicht mal, worum es ging. Wie soll ich darauf antworten? Aber du wusstest nicht, dass ich keine Antwort habe, als du rausgestürmt bist. Es hätte sein können, dass ich dir antworte.
Billy: Du spinnst doch, Ally!
Ally: Ich bin es doch nicht, die hier einen Aufstand macht. Sag mir, was los ist.
Billy: Du willst wissen, was los ist?
Ally nickt leicht mit dem Kopf.

In der Bar. Aufgrund der frühen Tageszeit ist dort noch nichts los. Georgia sitzt an der Theke über einem Drink. Ally kommt hinzu.
Ally: Denkst du, ich versuche, eure Ehe kaputt zu machen?
Georgia: Ob ich denke, dass du's versuchst? Einige Dinge tut man, ohne es zu versuchen.
Ally: Hör zu, du konkurrierst mit der Vergangenheit. Aber das ist das einzige, womit du konkurrierst.
Georgia: Und das glaubst du wirklich?
Ally: Ja. Er wird dich nicht verlassen, Georgia. Und selbst wenn er nur eine Sekunde daran gedacht hätte, dann hättest du es merken müssen.
Georgia: Ich habe noch nicht nach einem Hinweis gesucht.
Ally: Aber ich schon. Ich gebe es zu, ich habe es nicht herausgefordert, und ich will es auch nicht. Aber... ich hab' danach gesucht.
Georgia: Diese Unterhaltung ist ein wenig zu offen für meinen Geschmack. [Sie möchte zuerst aufstehen, aber bleibt dann doch sitzen.]
Ally: Georgia, du und ich, wir sind Freundinnen. Würde Billy dich wirklich hintergehen, ich schwör' dir, ich könnte es nicht.
Georgia: Ach, Ally.
Ally: Das ist wahr.
Georgia: Du kennst doch dieses Spiel mit der Wahrheit. Dieses alberne High-School-Spiel.
Ally: Ja.
Georgia: Die Wahrheit. Wenn du und Billy auf einer einsamen Insel gestrandet wärt, nur ihr zwei. Ihr wärt ganz allein. Niemand würde es erfahren. Niemand könnte jemals irgendwas erfahren. Willst du mir erzählen, dass nichts passieren würde?
Ally: [schaut Georgia direkt in die Augen] Nichts würde passieren.
Georgia: Gar nichts?
Ally: Niemals.

Im Gerichtssaal. Mr. Colson wird befragt.
Anna: Und Mr. Colson, können Sie bestätigen, dass der Senator Mrs. Bepp umwarb?
Colson: Ja. Es war im Büro, es war ziemlich spät geworden, jemand hatte Radiomusik laufen. Er fragt sie, ob sie tanzen wolle.
Anna: Verzeihen Sie bitte, ich wurde auch schon aufgefordert. [Ally: Da sind wieder die Zähne.] Ich kann nicht sagen, dass es mir unangenehm war.
Colson: Ja, aber er sah richtig... [Ally: Miststück.] ...beutegierig aus. Und ich hörte, wie er zu ihr sagte, "Ich wünschte mir, Sie würden für den Rest Ihres Lebens mit mir tanzen."
John: Der Song, der im Radio lief, war von den Supremes, "Someday We'll Be Together". Richtig?
Colson: Ja, ich glaube, das war er.
John geht zu einer portablen Stereoanlage, die auf dem Tisch der Verteidigung steht. Er drückt einen Knopf und das besagte Lied erklingt.
John: Mr. Colson, wurden Sie jemals von so einem Song mitgerissen?
Colson: Wie bitte?
John: Zum Beispiel beim Fahren. Ein Titel wird im Radio gespielt, er gefällt Ihnen. Und auf einmal stellen Sie fest, dass Sie - ohne es gemerkt zu haben - schneller fahren. Ist Ihnen das schon mal passiert?
Colson: Klar.
John: Oder Sie sind bei einer Feier und sprechen gerade über Politik, während die Musik spielt. Sie sehen runter zu Ihrem Fuß und entdecken, dass er klopft. Das kommt vor, nicht wahr?
Colson: Natürlich.
John: Kennen Sie das, dass man in den Schultern ein wenig schwingt? Nicht während des Tanzens, während man steht.
Colson: Klar.
Mittlerweile klopft John im Rhythmus der Musik mit dem rechten Fuß und schwingt mit den Schultern und der Hüfte.
John: Nun in diesem Moment, Ihr Fuß klopft, Ihre Schultern schwingen, vielleicht sogar die Hüften, fällt Ihr Blick auf jemanden, dem die Musik auch gefällt. Eine hübsche Frau, die so aussieht, als würde sie vielleicht sogar gerne tanzen. Haben Sie je eine Frau einfach so aufgefordert? Einfach aus der Stimmung des Augenblicks heraus, ohne Hintergedanken. Komm, wir tanzen!
John geht langsam auf den Kläger und seine Anwälte zu. Anna erhebt sich.
Anna: Also, ich erhebe Einspruch. Wirklich.
John: Und da, aus heiterem Himmel, werden Sie von einem wunderschönen Gesicht gefesselt. Und Sie gehen zu ihr hin und sagen: "Tanzen Sie mit mir. Darf ich?"
Anna: Nein! Einspruch, Euer Ehren.
Richter: Mr. Cage.
John: Verzeihung, Euer Ehren. Die Musik hat mich mitgerissen. Und dann dieses hübsche Gesicht. Es hat wirklich nichts zu bedeuten. [Er schaltet die Musik aus.] Ich bitte um Verzeihung.

Abends in Allys Apartment.
Renée: Du hast also gelogen.
Ally: Mit zusammengebissenen Zähnen. Was hätte ich denn sagen sollen? Ja, wenn Billy und ich auf einer verlassenen Insel wären, würde sich das Leben in der Horizontalen abspielen? Natürlich war es eine Lüge. Manchmal muss man einfach lügen.
Renée: Also hat Georgia mit Recht Angst. Sie hat vollkommen Recht.
Ally: Nein, ich würde nie im Leben ihre Ehe kaputt machen, das würde ich niemals tun.
Das Baby kommt herein gelaufen. Es hat einen Speer in der Hand, den es nach Ally wirft. Sie duckt sich und der Speer trifft das Bild über dem Kamin.
Renée: Was war das?
Ally: Dieser kleine Windelmistkerl hat gerade einen Speer nach mir geworfen.
Renée: Ally, ich glaube, es ist soweit. Du brauchst eine Therapie.
Ally: Ach Blödsinn, Renée. [Sie wandert umher, auf der Suche nach dem Baby.] Ich hab' so viele Probleme, dass meine Krankenversicherung - wo ist er? - das nie bezahlen würde.
Renée: Diese Billy-Georgia-Sache wird jeden Tag schlimmer, sie beeinflusst deine Arbeit. Du weichst eingebildeten Speeren von eingebildeten Babys aus.
Ally: Na und?
Renée: Du spinnst doch!
Ally: Und es gefällt mir.
Renée: Wir wissen beide, woher das ganze Durcheinander kommt. Entweder du setzt dich zusammen mit Billy und Georgia oder ich schlepp dich zu einem Arzt. Aber das hier hat sich lange genug hingezogen.
Ally: Renée, selbst wenn ich meine ganzen Probleme beseitige, dann nur um mir gleich wieder neue zu suchen. Ich habe meine Probleme gern, so bin ich nunmal.

Im Konferenzzimmer der Kanzlei.
John: Ally.
Ally: John.
John: Diese Flint, die ist raffiniert. Auch wenn sie neue Zeugen benennt oder neue Fakten einbringt, das ist nebensächlich. Damit beabsichtigt sie, die Gegenpartei vor dem Richtertisch in einen Streit zu verwickeln. Und dann zeigt sie ein warmes Lächeln.
Ally: Ein warmes Lächeln?
John: Während der andere Anwalt sein Gesicht ärgerlich verzieht, lächelt sie alle warm an und erweckt dadurch Sympathie. Wenn das passiert, dann musst du ebenfalls lächeln, Ally.
Ally: Okay.
John: Die Wangen müssen zu den Augenbrauen streben.
Ally: Ich weiß, wie man lächelt, John.
John: Diese Frau ist gut.
Ally: Ich kann bei jedem warm lächeln.
John: Okay. Ally, sollte das tanzende Baby hereinstürmen... ignoriere es.
Ally: Ja.

In Billys Büro. Ally betritt vorsichtig das Zimmer. Georgia sitzt an der hinteren Wand des Raumes, Billy läuft hinter seinem Schreibtisch hin und her.
Ally: Hey.
Billy: Bitte setz dich.
Ally: Wisst ihr, ich hab' da neulich ein paar wunderschöne Ringe gesehen, in einem Juwelierladen.
Georgia: Ringe sind nur symbolisch, Ally.
Billy: Ally, Georgia und ich haben die ganze Nacht nur geredet.
Ally: Geredet? Ihr seid verheiratet. [Sie fängt an zu kichern.] Nur ein Witz.
Billy: Ich hab' ihr gesagt, dass ich dich noch liebe.
Ally: Du... Was?
Billy: Ich will niemanden belügen, ich werde dich immer lieben. Wir sind zusammen aufgewachsen, du wirst immer ein Teil von mir sein.
Ally: Oh. Oh, ich bin sowas wie eine alte Jugendliebe für dich.
Billy: Aber ich habe ihr auch gesagt, dass meine Gefühle für dich meine Liebe zu ihr in keiner Weise beeinträchtigen noch jemals beeinträchtigen werden.
Ally: Tja, dann ist ja alles geregelt.
Billy: Es ist nicht geregelt, es ist ein Problem. Und...
Ally: Nein-nein-nein, es ist nicht mein Problem.
Georgia: Hör auf, dich aus der Verantwortung zu ziehen, Ally. Du bist nun mal daran beteiligt!
Ally: Ach Georgia, es ist nicht meine Ehe, es ist eure Sache!
Billy: Hey, es stimmt. Was zwischen Georgia und mir läuft, sollte dich nicht betreffen, aber es betrifft dich. Und ich mache mir Vorwürfe, dass es so weit kommen konnte. Hör zu, wir haben heute früh einen Therapeuten aufgesucht. Wir waren anderthalb Stunden bei ihm und wir werden wieder hingehen. Aber erstmal will er dich kennen lernen.
Ally: Was?
Billy: Er möchte mit dir reden über...
Ally: Nein, nein, ich will nicht zu eurem Therapeuten. Ich werd' nicht mal zu meinem gehen.
Billy: Ich weiß, es klingt verrückt, aber...
Ally: Das ist völlig irre. Was für ein Therapeut ist das überhaupt, der vorschlägt, da-da-dass...
Billy: Ally, hier gelten nicht die normalen Regeln.
Elaine kommt herein, sie trägt ein Tablett, auf dem einige Tassen stehen.
Elaine: Kaffee?
Ally, Billy: Raus hier!
Elaine folgt dieser sehr deutlichen Anweisung.
Ally: Ich werde nicht zu eurem Eheberater gehen. Das ist das Absurdeste, was ich jemals gehört habe.
Georgia: Vielleicht gibt es etwas noch Absurderes. Ich halte das nicht länger aus. Und ich werde damit nicht fertig, bis ihr nicht damit fertig geworden seid. Ich finde, ihr beide solltet euch für eine Nacht zusammentun und versuchen, es endlich loszuwerden. [Ally muss wieder kichern, dieses Mal klingt es aber ein wenig hysterisch.] Haltet mich ruhig für verrückt. Das ist mir egal. Ihr müsst endlich wissen, ob wirklich noch was da ist oder nicht. Also macht das. Nehmt euch eine Nacht Zeit oder ein Wochenende. Aber findet es heraus.
Billy: Georgia, das ist...
Ally: ...absurd.
Georgia: Wenn ihr meint, ihr wollt es nicht wissen, bitte sehr, wie ihr wollt. Aber ich muss es wissen. Ich will es wissen. [Sie verlässt den Raum.]
Billy: Ich halte das für keine brauchbare Lösung.
Ally: Es-es ist nicht das, was ich tun würde. Oh, ähm, i-i-ich muss zum Gericht. Ich muss zur Verhandlung von diesem Senator. Bis dann. [Auch sie verlässt das Zimmer.]

Ein Korridor im Gerichtsgebäude.
Renée: Sie sagte was?
Ally: Du hast schon verstanden.
Renée: Werdet es los? Was meinte sie mit "es"?
Ally: Nun, sie hat "es" nicht weiter erklärt, aber es war völlig klar, was sie damit meinte.
Renée: Das "es"?
Ally: Das "es"! Sie hat vorgeschlagen, dass Billy und ich dieses "es" damit loswerden.
Renée: Und machst du "es"?
Ally: Mach' ich was?
Renée: Was soll das heißen "Mach' ich was?"? Wirst du jetzt dieses "es" mit Billy machen?
Ally: Nein, allein die Tatsache, dass sie "es" vorgeschlagen hat.
Renée: Eines muss ich Georgia lassen, sie hat wirklich Nerven.
John und Richard treten hinzu.
Richard: Ally, komm, wir sind dran.
Ally: Wir werden nachher darüber reden.
Renée: Darauf kannst du wetten!

Im Gerichtssaal.
Richter: Miss Flint, noch weitere Zeugen?
Anna: [berät sich mit dem zweiten Anwalt] Augenblick, Euer Ehren.
John beugt sich zu Ally hinüber und flüstert.
John: Sie hat irgendwas Raffiniertes vor.
Anna: Euer Ehren, wir würden gern Mrs. Foote, ehemals Mrs. Bepp, als Zeugin aufrufen.
Ally: Euer Ehren, wir erheben Einspruch dagegen.
Anna: Warum? Sollten wir die Ereignisse nicht auch aus ihrer Sicht erfahren?
Ally: Können wir beraten, Euer Ehren?
Der Richter bittet beide nach vorne ans Richterpult. Ally und Anna tragen ihre Argumente vor. Das dabei von beiden zur Schau gestellte Lächeln wird zusehends breiter.
Ally: Euer Ehren, Ehebruch ist eine Straftat.
Anna: Dieses Gesetz ist überholt und wurde nie angewandt.
Ally: Trotzdem steht es im Gesetzbuch und ist deshalb ein strafbares Delikt.
Anna: Gerechtigkeitshalber bitte ich darum, gesunden Menschenverstand walten zu lassen.
Ally: Gerechtigkeitshalber bitte ich das Gericht anzuerkennen, dass sie sich nicht selbst belasten...
Die Diskussion artet in einen Lächelwettstreit aus, den Ally letzten Endes für sich entscheiden kann. Der Antrag wird abgelehnt.

Abends in Billys und Georgias Schlafzimmer. Billy spricht am Telefon mit Richard, Georgia sitzt auf dem Bett.
Billy: Schon gut, wir kommen. Wir kommen, Richard! [Er legt sein Handy auf den Nachttisch.] Er sagt, es sei gut gelaufen. Trotzdem sollen wir bei Footes Aussage dabei sein, er will nicht, dass die Geschworenen irgendwelche Differenzen spüren.
Georgia: Gut.
Billy: Nie im Leben hat mich etwas so verletzt und beleidigt wie das, was du uns heute vorgeschlagen hast.
Georgia: Hältst du das vielleicht für einen Bluff? Ich habe es satt, mir etwas einzureden, von dem noch nicht einmal du überzeugt bist.
Billy: Wieviele Männer geben ihrer Frau gegenüber zu, dass sie ihre frühere Freundin noch lieben? Wieviele?
Georgia: Das sagst du, als würde es für dich sprechen.
Billy: Das sollte es!
Georgia: Na los, schlaf mit ihr. Knack den Jackpot!
Billy: Ich sag' dir mal was, Georgia: Diese Frau, Mrs. Bepp...
Georgia: Mrs. Foote heißt sie jetzt.
Billy: Richtig, Foote. Als sie noch Mrs. Bepp war, glaubte sie, sie wäre glücklich. Sie dachte, sie würde für immer bei ihrem Mann bleiben. Aber sie irrte sich. Denn sie begegnete einem anderen Mann. Sie entdeckte durch ihn, dass Liebe noch viel tiefer gehen konnte, als sie sich je vorgestellt hatte. Und ich und Ally? Ja, wir beide haben uns sehr geliebt. Ich habe erfahren, was Liebe überhaupt ist, als ich mit ihr zusammen war.
Georgia: [sarkastisch] Ich freue mich so für dich.
Billy: Das solltest du auch. Begreif doch, was ich damit sagen will. Als ich mich für dich entschied... da warst du nicht einfach die erste Frau, in die ich mich verliebt habe. Ich habe die Frau geheiratet, in die ich mich am meisten verliebt habe. Dadurch dass es in meiner Vergangenheit eine Ally gegeben hat, müsstest du eigentlich noch viel mehr Vertrauen zu mir haben.
Georgia: Das ist der beste Witz, den du je erzählt hast.
Der neuerliche Streit gewinnt wieder an Lautstärke, soll heißen, Billy schreit Georgia an.
Billy: Was hält mich davon ab, Georgia? Wir haben keine Kinder! Wenn sie mich liebt und ich sie liebe, was hält mich dann noch?
Georgia: Gute Frage!
Georgia läuft eine Träne die Wange herab. Er geht neben ihr in die Hocke.
Billy: Wenn du die Antwort nicht kennst, dann kennst du mich nicht. [Er verlässt das Zimmer.]

In Allys Schlafzimmer. Renée liegt neben Ally im Bett.
Ally: Danke, dass du heute neben mir schläfst. Ich weiß, ich weiß, ich bin ein schwächliches, elendes, kleines Ding.
Renée: Schon gut.
Ally: Sie reden über mich.
Renée: Wie bitte?
Ally: Billy und Georgia, sie reden über mich. Ich weiß es. Ich kann es spüren, wenn jemand irgendwo über mich redet. Mein linkes Wadenbein juckt.
Renée: Dein was?
Ally: Mein Wadenbein, so ein Knochen im Unterschenkel.
Renée: Und der juckt...
Ally: ...immer wenn jemand über mich redet.
Renée: Du denkst ja nur an Georgias kleinen Vorschlag.
Ally: Nein.
Renée: Gib's zu.
Ally: Nein! Du sollst schlafen.
Renée: Na schön.
Vor dem Fußende des Bettes sieht Ally das Baby tanzen.

Im Gerichtssaal. Senator James Foote macht seine Aussage.
James: Ich liebte sie. Das ist meine Rechtfertigung.
Ally: Auch damals schon, als Sie sie zum Tanzen aufgefordert haben?
James: Nein, aber ich war wahrscheinlich verliebt. Der Tanz hatte nichts zu bedeuten, er war nicht Teil eines Plans, mich in eine Ehe einzuschleichen.
Ally: Aber Senator, es gab einen Punkt, wo Sie sie...
James: Ja. Hören Sie, nicht nur sie war verheiratet, sondern auch ich. Für mich stand auch etwas auf dem Spiel. Ganz zu schweigen von meiner politischen Karriere. Die Medien gierten danach, sich in journalistischer Integrität zu üben. Das war nicht bloß ein billiger Nervenkitzel für mich, ich habe mich verliebt.
Anna Flint nimmt ihn nun in die Mangel.
Anna: Sie wussten, dass sie verheiratet war, als Sie mit ihr tanzten?
James: Ja.
Anna: Am darauf folgenden Dienstag waren Sie zusammen in einem Café und - laut dem Tagebuch Ihrer Frau [Sie zitiert aus einer Illustrierten.] - erzählten Sie ihr, wie sehr Sie sich danach sehnen würden, in ihr zu sein. Emotional?
Ally: Einspruch, Euer Ehren.
Richter: Stattgegeben.
Anna: Senator, halten Sie daran fest, dass Sie nie die Absicht hatten, diese Frau dort dazu zu bewegen, diesen Mann dort zu verlassen?
James: Absichten spielen in der Liebe selten eine Rolle, Miss Flint.
Anna: Das war sehr poetisch.
Ally: Einspruch, Euer Ehren. Das war sehr angriffslustig.
Richter: Einverstanden.
Anna: Senator, haben Sie eine Kassette mit einem Nat-King-Cole-Song in das Fach dieser Frau gelegt?
James: Ja. Ja, das ist allerdings schon eine Weile her.
Anna: Es ist eine Weile her. War es, als sie noch verheiratet war?
James: Ja.
Anna: Euer Ehren, ich möchte die Kassette vorspielen.
John beugt sich zu Ally hinüber.
John: [flüstert] Sie führt was im Schilde, pass auf.
Anna hält einen Kassettenrekorder in ihrer Hand und startet die Wiedergabe des besagten Liedes.
Anna: Der Titel dieses Songs ist "He'll Have To Go".
James: Das hat doch überhaupt nicht...
Anna: Senator Foote, Sie gehen auf eine Frau zu, die verheiratet ist, und sagen ihr, Sie wollen für den Rest Ihres Lebens mit ihr tanzen. Dann laden Sie sie in ein Café ein und sagen ihr, Sie würden sich nach ihr sehnen. Und dann legen Sie einen Song mit dem Titel "He'll Have to Go" in ihr... [Während Anna sich den Geschworenen zuwendet, fangen diese plötzlich an zu lachen. Der Grund dafür ist, dass hinter ihr John und Ally zur Musik tanzen!] Einspruch, Euer Ehren!
Richter: Herr Anwalt, jetzt ist es aber genug mit den Scherzen.
John: Ich bitte um Verzeihung.
Ally: [blickt Anna gespielt verständnislos an] Er wollte gern.

In Allys Büro. Ally und Renée essen zu Mittag.
Renée: Im Gerichtssaal?
Ally: Es war Johns Idee.
Renée: Und der Richter hat euch nicht gerügt?
Ally: Der Richter weiß, wie lächerlich diese Klage ist. Und ich nehme an, er findet, dass diese Taktiken damit Hand in Hand gehen.
Renée: Apropos Hand in Hand. [Sie steht auf und schließt die Tür.] Hast du dir über Georgias Angebot Gedanken gemacht?
Ally: Nein.
Renée: Ich will nicht sagen, dass ich es für eine gute Idee halte, aber wie oft bekommst du die verbotenen Früchte auf einem Silberteller präsentiert?
Ally: Ich werde bestimmt nicht von Billys Früchten abbeißen, Renée.
Renée: Du hast nicht mal darüber nachgedacht? Nicht mal eine Sekunde lang?
Ally: Eine halbe Sekunde, aber nicht ernsthaft. Na gut, 5 Sekunden, ich hab' 5 Sekunden lang überlegt.
Renée: Und wie war's?
Ally: Ist nicht so wichtig. Es gibt nur eins, was ich gerne...
Renée: Was?
Ally: Als ich mit Billy zusammen war, da war ich beim Sex nicht besonders gut. Und inzwischen...
Renée: Was ist inzwischen?
Ally: Ich bin gut im Bett, Renée. [Renée fängt an zu lachen.] Was?
Renée: Ally, wir schlafen in einer Wohnung, die Wände sind dünn und du... [Sie stöhnt auf eine quiekende Art und Weise.]
Ally: Ich klinge bestimmt nicht so.
Renée: Ich mache ja mehr Lärm, wenn ich neue Schuhe einlaufe.
Ally: Ich bin fantastisch im Bett!
Während Ally dies sagt, öffnet Elaine die Tür für Georgia.
Elaine: Georgia ist da.
Ally: Danke, Elaine.
Elaine geht wieder hinaus und schließt die Tür, sie bleibt allerdings dahinter stehen.
Georgia: Ally, ich war... ich war gestern völlig daneben. Tut mir Leid.
Renée: Also ist Billy jetzt wieder vom Tisch?
Ally: Renée! - Sie ist ein Spaßvogel.
Georgia: Ehrlich, es tut mir Leid.

Etwas später in der Kanzlei. Elaine spricht Georgia an, nachdem sie das Büro wieder verlässt.
Elaine: Georgia, es war nicht zu überhören, dass zwischen euch etwas los war, aber das liegt vermutlich daran, dass ich Leute fürs Lauschen bezahle. Jedenfalls...wenn du meinen Rat willst...ich finde, du solltest eine Affäre haben. Männer wollen das, was sie nicht haben, verstehst du? Wenn Billy Ally wirklich will, dann nur weil er sie nicht haben kann. Er wollte sie nicht, als er sie hatte, sonst wäre er nicht gegangen. Ich will damit nur sagen, wenn du jetzt eine kleine Affäre hättest, dann würde ihn das verunsichern und er würde dich wollen. Im Moment weiß er, dass er dich jederzeit haben kann, und das ist das Problem.
Georgia: Verstehe. Also dann bist du nur deswegen allein, weil jeder Mann in Boston weiß, dass er dich haben kann.
Elaine: Ganz genau. - Das war eine Herabsetzung.
Georgia geht davon.

Im Gerichtssaal. Anna hält ihr Schlussplädoyer.
Anna: Er ist nicht auf Reichtum aus. Er verlangt nicht, dass Sie ihm viel Geld zusprechen. Die Unverletzlichkeit der Ehe anzuerkennen, darum bittet er Sie. Seiner Ehe. Wir sind schnell dabei, den Ehebrecher zu beschuldigen, aber was ist mit demjenigen, der sich wissentlich in eine eheliche Beziehung einmischt und sie kaputt macht? Trägt er oder sie keine Verantwortung? Wir sollten doch zweierlei unterscheiden, ob man einer ledigen Person mit romantischen Gefühlen nachstellt oder einer verheirateten Person. Ist es nicht so? Wie können wir sonst behaupten, dass die Ehe eine heilige Institution ist? Was er getan hat, war unrecht. Seltsam, dass Mr. Bepp vor Gericht geht, um so ein Urteil zu hören. Traurig, dass er heutzutage dazu gezwungen wird.
Anna nimmt wieder Platz. Richard beugt sich zu Ally rüber und flüstert.
Richard: Du musst mehr als ein Lächeln bieten.
Ally geht zu der Bank der Geschworenen und beginnt.
Ally: Ich gebe ihr in allen Dingen Recht. Es ist traurig, dass diese Frage vor Gericht geklärt werden muss. Aber noch trauriger ist, dass man die Ehe heute nicht mehr so achtet und respektiert wie früher. Es war unrecht von ihm. Viele Menschen begehen Ehebruch, es passiert... Nein! Es sollte nicht passieren. Es ist unrecht. Aber es ist falsch zu meinen, dass irgendein Gesetz oder Geschworene etwas daran ändern werden. Wenn zwei Menschen sich so sehr lieben, müssen sie sich einfach irgendwann finden. Stellt Gesetze zwischen sie, ein Gericht, einen Richter, eine alte Jugendliebe, sie werden trotzdem einen Weg suchen, sich am Ende doch noch zu finden. Nun, ich bin sicher, dass er sie noch liebt. [Sie blickt zum Kläger.] Und sie liebt ihn wahrscheinlich auch noch. Aber diese beiden... diese beiden sind füreinander geschaffen. [Sie blickt über den Angeklagten und seine Frau hinweg zu Billy und Georgia.] Wenn Sie aufgebracht sind... [Sie blickt wieder zum Kläger.] ...weil die Frau, die Sie lieben, einen anderen mehr liebt als Sie, dann kann ich das gut verstehen, mehr als Sie sich vorstellen können. Aber jeder von Ihnen, jeder von Ihnen, der irgendwann mal wahrhaft, wahrhaft geliebt hat, weiß, dass mein Mandant keine Wahl hatte. Ja, wir müssen die Ehe auch in Zukunft als heilig ansehen, und diese Ehe dort... [Sie blickt zu Billy und Georgia.] ...ist es.

In der Kanzlei. John und Richard warten auf das Urteil. Richard spricht am Telefon mit einem Gerichtsdiener.
Richard: Gut, wir warten. [Er legt den Hörer auf.] Der Gerichtsdiener spürte eine Welle, als sie den Raum betraten. Er meinte, es geht schnell.
John: Ich fühl' mich zu ihr hingezogen.
Richard: Was? Oh nein, Ally? Schon wieder?
John: Nicht Ally, diese Anna Flint. Ich fühl' mich hingezogen.
Richard: Dann streng dich mal an. Ich will nicht sagen, du hättest keine Chance, aber ganz einfach wird das nicht. Eine Frau wie die? Die macht doch jeder an.
John: Hm, ja. Was würdest du tun?
Richard: Komm mit!
Sie gehen davon.

In der Kanzlei. Billy und Georgia unterhalten sich, Ally beobachtet sie aus der Ferne.
Billy: Hey.
Georgia: Hey.
Billy: Hör mal, Allys Schlusswort... ich weiß nicht, ob die Geschworenen es glauben werden oder ob du es glaubst, aber ich schon. Ich bin für die Frau geschaffen, mit der ich zusammen bin. Das meine ich ernst.
Georgia: Mir wäre wohler, wenn du es genau wüsstest.
Billy: Das tue ich. Ich weiß es.
Georgia: Billy, ich will nicht mit der Eheberatung aufhören, wir brauchen sie noch eine ganze Weile.
Billy: Okay, so lange wie nötig.

Im Gerichtssaal kurz vor der Urteilsverkündung. Richard beugt sich zum Senator rüber.
Richard: Was ist, wenn es schuldig heißt? Der Kongress könnte Sie feuern. Bleibt noch die Präsidentschaft. Ein Witz, schwamm drüber.
Richter: Sind die Geschworenen zu einem Urteil gelangt?
Sprecher: Das sind wir, Euer Ehren.
Richter: Wie lautet es?
Sprecher: In der Sache Bepp gegen Foote, vorsätzliche Störung der ehelichen Lebensgemeinschaft, befinden wir zu Gunsten des Beklagten.
Richter: Ich danke den Damen und Herren Geschworenen für Ihre Arbeit. Die Verhandlung ist geschlossen.
Mit einem Schlag seiner Hammers schließt der Richter die Verhandlung. Die Zuschauer und Prozessbeteiligten erheben sich und verlassen langsam den Saal.
James: Danke.
Ally: Gern geschehen.
James: Ihre Worte, dieses Plädoyer.
Billy: Sehr gut.
Ally: Tja, die Erfahrung, die juristische.
Billy: Ja.
John: [nähert sich Anna] Das war eine gute Verfahrensführung.
Anna: Danke, wir haben unser Bestes getan. [John streichelt Anna mit einem Finger über ihren Kehllappen.] Was war das?
John: Ich dachte nur, Sie hätten da einen...
Anna: Sie haben meinen Kehllappen berührt, Sie kleiner Perverser!
John zieht sich langsam wieder zurück.

Schlussszenen. John, Richard, Billy und Georgia spazieren gemeinsam und fröhlich durch die Straßen von Boston. Richard feiert den Sieg mit einer Zigarre, John isst eine Banane. Billy hat seiner Frau den Arm um ihre Schulter gelegt. Ally geht dagegen allein nach Haus und legt sich in das viel zu groß erscheinende Bett. Sie zieht sich die Decke über den Kopf. Im Hintergrund singt Vonda Shepard dazu den Song "Lucky Guy" von The Turtles.

Ansgar, überarbeitet im Mai 2001

[Kommentar von nihil: Herzlichen Dank an Ansgar, der das gesamte Transkript in Eigenregie getippt hat!]

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